Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Herr
Riechey trägt zum vorliegenden Antrag der Fraktion Die Linke vor. Er ist froh,
dass die örtlichen Sparkassen und Volksbanken Jedermann-Konten anbieten. Die
Voraussetzungen zum Erwerb und Erhaltung eines derartigen Kontos seien indes
überarbeitungsbedürftig. So stehen ALGII-Empfängern nur 36 Cent monatlich für
Kontoführungsgebühren zur Verfügung; für die Nutzung des Jedermann-Kontos
entstehen jährliche Gebühren von 48.- €. Dies sei für Geringverdiener und
Bezieher staatlicher Leistungen entschieden zu viel. Ferner
wurde in Einzelfällen Personen die Eröffnung des Kontos verwehrt. Herr
Riechey spricht sich daher 1.) für ein gebührenfreies Konto aus, welches 2.)
ausnahmslos allen Personen zur Verfügung steht. Herr
OB Mädge führt hierzu aus, dass entgegen den Ausführungen Herrn Riecheys den
Empfängern von Sozialleistungen 21.- € für Dienstleistungen aller Art pro
Monat als Bestandteil des Regelsatzes zur Verfügung stehen. Die Entrichtung von
monatlichen Kontoführungsgebühren i.H.v. 4.- € pro Monat sei durchaus
sozial vertretbar. An
der Höhe des Regelsatzes bzw. sonstiger sozialer Leistungen können die Kommunen
wenig ändern, dies gehe weit über deren Befugnisse hinaus; hier wäre der Bund
der korrekte Ansprechpartner. Die Entscheidung für bzw. gegen ein beitragsfreies
Girokonto liegt ausschließlich bei den Bankvorständen ; außerhalb einer
Einwirkungsmöglichkeit der Kommunen. Aus diesen Gründen könne heute über das
Jedermann-Konto diskutiert werden, ein Beschluss wird dessen ungeachtet weder
in der heutigen Sitzung noch in einer Verwaltungsausschuss –oder
Ratssitzung gefasst. Um die Sichtweise der Banken darzustellen, wurden
Vertreter der hiesigen Sparkasse, Herr Mai und Herr Junge, eingeladen. Herr Mai führt aus, dass von den ca. 177.500
Einwohnern im Geschäftsgebiet (=Bereiche von Stadt und Landkreis Lüneburg) der
Sparkasse ungefähr 50 Prozent ihr Girokonto bei der SK führen. Die erwirtschafteten Überschüsse werden u.a. für
Kreditaufnahmen der Kunden verwandt. Des weiteren erfolgen Förderungen im sozialen und
schulischen Bereich. Beispielhaft seien erwähnt: 1 Lehrstuhl an der Uni,
Übernahme von 50% der Ausbildungskosten für 5 Hauptschüler pro Jahr,
Unterstützung der Schuldnerberatung durch eine abgestellte Ganztagskraft der
Sparkasse, Wirtschaftsförderung Süderelbe. Weiterhin ist die Sparkasse Lüneburg Stifterin von
mittlerweile fünf regionalen Stiftungen (Kunst, Neue Technologien in Schulen,
Jugend und Sport, Hans-Heinrich-Stelljes und Elbschloss Bleckede) mit einem
Gründungskapital von derzeit rund 5,0 Mio. Euro und einem jährlichen
Ausschüttungsvolumen von über 210.000 ,- Euro. Von den 85.600 bei der Sparkasse Lüneburg bestehenden
Privatgirokonten werden rund 1.800 in Form von Jedermann-Konten geführt. Des weiteren wird angemerkt, dass statistisch pro Jahr
weniger als 5 Kunden abgelehnt werden; in derlei Fällen gibt es die
Möglichkeit, eine Obmann-Schiedsstelle anzurufen. Die zukünftigen Planungen der Sparkasse sehen vor, ab 01.07.
diesen Jahres ein kostenfreies Girokonto für bis zu 30-jährige anzubieten.
Jenes Angebot wirkt sich bei der Gewinn- und Verlustrechnung defizitär aus und
ist als Investition in die Langzeitbindung von Kunden anzusehen. Herr Kuhn war im Berufsleben als Kundenberater in Banken
tätig. Aus eigener Erfahrung kann das zeitgebundene Verfahren bei Eröffnung
eines Kontos bestätigt werden. Die Entrichtung von Gebühren sei nachvollziehbar. Herr Siller regt an, bei der Eröffnung von Konten einmal
abgelehnte Personen eine zweite Chance zu geben. Herr Bast sieht den Antrag der Fraktion Die Linken als
reines populistisches Werk an. Herr Riechey stellt zur Diskussion, die Stiftung Bleckede zu
Gunsten eines kostenlosen Girokontos aufzulösen. Frau Mahlke-Voß schlägt vor, ein Girokonto für einen
monatlichen Kontoführungspreis von 2.- € anzubieten. Herr Soldan fragt nach, was passiert, wenn eine
Kontoeröffnung durch eine Fehlkommunikation nicht erfolgen kann. Herr Mai führt aus, dass jeder Kunde das Recht auf Einlegung
von Beschwerden hat. Jede dieser Beschwerden wird beantwortet. Herr Schweers betont , dass sich die freien Wohlfahrtsverbände
nicht für ein beitragsfreies Konto aussprechen. Herr OB Mädge weist auf die Selbstverpflichtung der
Sparkasse zur nachhaltigen Förderung der Region Lüneburg hin. Das
Biosphärenreservat Bleckede ist unersetzlich und sollte in seiner
Einzigartigkeit erhalten bleiben. Die Sparkasse leistet viele wertvolle Beiträge für die
Region. Ein kostenfreies Girokonto könne nur zu Lasten von anfallenden Sach-
und Personalkosten angeboten werden. Ein konkretes Einsparpotential zu finden
sei nahezu unmöglich. Seit vielen Jahren verzichten sowohl Stadt als auch
Landkreis Lüneburg auf eine jährliche anteilige Gewinnausschüttung –zu
Gunsten der vielfältigen Projekte der Sparkasse. Eine Unterstützung der Empfänger von Sozialleistungen ist
sicherlich ein löbliches Unterfangen. Anstatt die ursprünglich zur kurzfristigen Überbrückung
sozialer Schwierigkeiten gewährten Leistungen zu erhöhen, wäre eine
Arbeitsaufnahme der betroffenen Personen sicherlich als zukunftsorientierter
und wirtschaftlicher anzusehen. An diesem Punkt sollte eher angesetzt werden. Weiterhin wäre es überlegungsbedürftig, die hiesige
Schuldnerberatung auszubauen. In diesem Zuge wird die Stadt Lüneburg ab Herbst
diesen Jahres im Ortsteil Kaltenmoor stundenweise eine Schuldnerberatung
anbieten. Beschluss: entfällt |
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