Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Ratsherr
POLSTER führt aus,
dass seine Fraktion diesen Antrag gestellt habe, um Themen dann im Rat
diskutieren zu können, wenn sie noch aktuell seien. Man wolle zudem Transparenz
für die Bürgerinnen und Bürger fördern, diese erreiche man nicht bei kaum in
der Öffentlichkeit stehenden Fachausschusssitzungen. Themen für eine aktuelle
Stunde müssten so gewählt werden, dass sie für den ganzen Rat interessant
seien. Entgegen der Behauptung der Verwaltung würde sich die Zahl der
Dringlichkeitsanträge verringern. Man stelle die Redezeiten der
Geschäftsordnung nicht in Frage, wolle aber gleichwohl eine ausführliche
Diskussion der Themen. Die Diskussion aktueller politischer Themen behindere
nicht die ergebnisorientierte Arbeit des Rates. Der Rat sei ein demokratisch
gewähltes Organ in herausgehobener Stellung, daher werde die Themenauswahl auf
kommunalpolitische Themen beschränkt, die die Bürgerinnen und Bürger in
Lüneburg bewegten. Hinsichtlich der Verständigung zwischen den Fraktionen sei
anzunehmen, dass selten mehr als drei Anträge zu einer aktuellen Stunde
vorliegen würden, eher werde maximal ein Antrag gestellt. Es sei nicht mit
einer Abstimmung über das zu behandelnde Thema, sondern eher mit einer
vorherigen Einigung der Fraktionsvorsitzenden zu rechnen. Hierbei käme es besonders
auf das Verhalten der Gruppe SPD/CDU an, um den Minderheitenschutz zu
gewährleisten. Eine besondere Vorbereitung sei nicht notwendig, da lediglich
ein aktueller Meinungsaustausch ermöglicht werden solle. Für tiefere
Diskussionen stünden anschließend die Fachausschüsse zur Verfügung. Eine
aktuelle Stunde sei eine Bereicherung für den Rat, er appelliere an die
Ratsmitglieder, dieses Instrument zumindest einmal auszuprobieren. Beigeordneter
DÖRBAUM stellt
fest, dass der Antrag sich einreihe in die zuletzt immer wieder gestellten
Anträge zur Änderung der Geschäftsordnung. Es werde unterstellt, dass die
kleinen Fraktionen nicht ausreichend Gelegenheit hätten, sich im Rat
darzustellen und am demokratischen Prozess teilzuhaben. Dem widerspreche er,
niemand sei gehindert, sich im Rat einzubringen und seine Meinung zu
artikulieren. Hierzu gebe es bereits jetzt die Instrumente der
Einwohnerfragestunde, des Dringlichkeitsantrages und der aktuellen mündlichen
Anfragen. Es sei problematisch, das Thema zu bestimmen, zu formulieren und
zielgerichtet zu argumentieren, wenn eine ausreichende Vorbereitungszeit nicht
gegeben sei. Nach seiner Meinung habe der Antrag, wie schon die vorherigen
Anträge, lediglich das Ziel, den Rat zu instrumentalisieren für populistische
Auseinandersetzungen. Dafür sollte der Rat nicht benutzt werden. Ein Blick auf
die heutige Tagesordnung zeige statt dessen, dass der Rat in der Lage sei, sich
mit ernsthaften Themen auseinander zu setzen, die für die Bürgerinnen und
Bürger relevant seien. Beigeordnete
BAUMGARTEN erinnert
daran, dass sich der Rat zu Beginn einer jeden Wahlperiode eine
Geschäftsordnung gebe, in die jeweils die Erfahrungen der letzten Jahre
eingebracht würden. Es habe übereinstimmend viele Maßnahmen gegeben, um die
Arbeit im Rat zu erleichtern und zu verbessern, so die Regelungen zur Redezeit
und zur Überweisung von Anträgen in die Ausschüsse. Der Antrag auf Einrichtung
einer aktuellen Stunde führe genau zum Gegenteil. Die zeitliche Abfolge bedeute
zunächst eine Abstimmung im Rat über die Themen und ihre Reihenfolge, der
Antragsteller glaube doch sicher nicht, dass es immer nur eine Anfrage zu einer
aktuellen Stunde gebe, diese Illusion könne sie ihm jetzt schon rauben. Wenn sie
die Zeit einrechne, die stets für Diskussionen über die Dringlichkeit von
Anträgen anfalle, würde allein hierfür vermutlich eine halbe Stunde benötigt.
Ein Meinungsaustausch von einer weiteren halben Stunde bedeute, dass lediglich
acht Ratsmitglieder zur Sache sprechen könnten. Sofern anschließend noch Einwohnerfragen beantwortet werden
müssten, blieben für die Behandlung der wichtigen Anträge und Anfragen im Rat
kaum mehr als dreißig Minuten übrig. Dies sei das genaue Gegenteil von
effektiver Arbeit, eine schnellere Bearbeitung von Anträgen sei hier absolut
nicht zu sehen. Zudem nähmen Bürgerinnen und Bürger an Ratssitzungen teil, weil
sie zu einem bestimmten Punkt die Meinung und Entscheidung des Rates hören
wollten. Sollte es dazu kommen, dass nur noch ein Antrag und eine Anfrage in
jeder Sitzung behandelt werden können, würde das zu einer weiter zurückgehenden
Zahl interessierter Besucher führen. Wenn man bis drei Tage vor einer
Ratssitzung noch nicht wisse, mit welchem Thema man sich befasse und worauf man
sich vorzubereiten habe und nur höchstens acht Ratsmitglieder reden könnten,
bekäme man kein vernünftiges Meinungsbild. Eine aktuelle Stunde sei daher für
die Ratsarbeit nicht förderlich. Ratsherr
REINECKE ist
ebenfalls gegen die Einrichtung einer aktuellen Stunde. Der Rat der Stadt
Lüneburg sei von sachorientierter Arbeit geprägt und es sei in den letzten
Sitzungen gelungen, die emotionale Ladung auf ein Minimum zu begrenzen. Er
befürchte, dass durch das Einbringen aktueller Themen in dieser Form die
Emotionen sehr stark aufwallen würden. Die anderen Themen, die nicht weniger
aktuell und dringlich seien, würden darüber hinaus automatisch in den
Hintergrund rücken. Die eigene Vorarbeit in den Fraktionen und Ausschüssen
würde unter den Teppich gekehrt. In einer aktuellen Diskussion seien immer
diejenigen im Vorteil, die das Thema ausgewählt und eingebracht hätten, die
Anderen wären nicht ausreichend in der Lage, vorher interfraktionell zu
diskutieren oder Rat von Dritten einzuholen. Er schlage vor, sich in den
Redebeiträgen auf das sachlich Notwendige zu beschränken, alles unnötige
Beiwerk und alle Effekthascherei wegzulassen, dann habe man auch Zeit, Themen
in den laufenden Ratssitzungen abzuarbeiten. Allein die Verfahrensweise über
die Themenauswahl würde derart aufhalten, dass man gar nicht dazu käme, lange
über das eigentliche Thema zu sprechen. Eine aktuelle Stunde könne schon aus
organisatorischen Gründen nicht funktionieren. Ratsherr
RIECHEY mache seine
Entscheidung davon abhängig, ob die Zeit für die aktuelle Stunde von der
Antragszeit abgehe oder zusätzlich gewährt werde. Dies gehe aus dem Antrag
nicht deutlich hervor. Er habe sich immer für eine zeitnahe Bearbeitung von
Anträgen und für eine stärkere Bürgerbeteiligung stark gemacht, dies sei aber
mehrheitlich nicht gewollt. Wenn der Antrag nicht zu Lasten der politischen
Anträge gehe, könne er ihn unterstützen. Ratsherr
MEIHSIES erläutert,
dass die aktuelle Stunde eine Option in der Geschäftsordnung darstellen solle.
Es läge seiner Fraktion daran, eine Aktualität zu ermöglichen zu Themen, die in
der Bevölkerung diskutiert würden. Er unterstelle, dass die aktuelle Stunde mit
wirklich wichtigen Themen gefüllt werde und nicht nur mit Allgemeinplätzen. Die
halbe Stunde solle nicht von der üblichen Zeit abgehen, sondern angehängt
werden. Er habe festgestellt, dass die Dringlichkeit von Anträgen mit
Unterstützung der Verwaltung so instrumentalisiert worden sei, dass die
Dringlichkeit nach Gutdünken und nach politischer Interessenlage festgelegt
werde. Eine aktuelle Stunde sei ein geeignetes Instrument, offen zu
debattieren. Oberbürgermeister
MÄDGE verwahrt sich
dagegen, dass die Verwaltung die Dringlichkeit nach Gutdünken auslege, sie
arbeite ausschließlich nach Recht und Gesetz. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg lehnt den Antrag mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe
SPD/CDU und der FDP-Fraktion bei 9 Ja-Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen und der Fraktion DIE LINKE ab. (01/R) |
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