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Vorlage - VO/7662/18  

 
 
Betreff: Stellungnahme zum Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 24.10.2017 zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Lüneburg
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Döhrmann, Jens
Federführend:Bereich 52 - Soziale Dienste Bearbeiter/-in: Lütjohann, Angela
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
27.02.2018 
Sitzung des Jugendhilfeausschusses (offen)   

Sachverhalt
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n
Beschlussvorschlag

Sachverhalt:

  1. Entwicklung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Lüneburg

 

Im Jahr 2011 hat die Hansestadt Lüneburg die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erneut als ein wesentliches Grundprinzip für die Förderung ihrer Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten bestimmt. In diesem Kontext wurde festgelegt, in der Jugendpflege und Stadtteilarbeit entsprechende Maßnahmen und Projekte umzusetzen.

 

§§ 1 und 8 des SGB VIII bilden die allgemeine gesetzliche Grundlage hierfür.

Seitdem wurden in Lüneburg zahlreiche Partizipationsprojekte durchgeführt. Dies geschah auf der Grundlage des Grobkonzepts zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen und des Konzepts zur stadtteilorientierten Arbeit und Jugendpflege in Lüneburg. Bei den umgesetzten Aktionen handelte es sich (A) um stadtteilbezogene als auch (B) um stadtteilübergreifende bzw. gesamtstädtische Projekte (vgl. JHA 11/2014 und JHA 04/2015).

 

(A)Stadteilbezogene Partizipationsprojekte:

Diese erfolgten in den drei Modellstadtteilen Kreideberg, ELM (Ebensberg-Lüne-Moorfeld) und Kaltenmoor. Im Rahmen unterschiedlicher Formate sammelten und erarbeiteten junge Lüneburger_innen Wünsche, Ideen und Projektvorhaben zur Verbesserung ihrer Lebenssituation im Stadtteil.

 

Am Kreideberg erprobte die Jugendpflege die Methode der Kinderkonferenz unter Einbeziehung von Politikpaten und Fachvertreter_innen aus der Verwaltung. Hieraus gingen u.a. eine Graffiti-Wand, ein Kinderlabyrinth, eine Wassermatschanlage und eine gemeinsame Müllsammelaktion hervor. Am Ebensberg führte die Jugendpflege mit dem Projekt „Blickwinkel“ ein Beteiligungsverfahren als Filmprojekt durch. Im Zuge dessen wurden stadtteilorientierte Themen und Wünsche der Jugendlichen sichtbar und bearbeitet. Kinder-und Jugendgruppen haben sich inzwischen dort etabliert. In Kaltenmoor werden bis heute jährlich Open Space-Veranstaltungen durchgeführt. Zahlreiche Projekte konnten bereits umgesetzt werden, u.a. die Einrichtung eines Kindercafés.

 

(B)Stadtteilübergreifende Partizipationsprojekte:

Im Jahr 2015 wurde die Beteiligungsarbeit der Hansestadt Lüneburg mit dem vom Bundesfamilienministerium initiierten Förderprogramm „Demokratie leben!“ verknüpft und auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Die Hansestadt Lüneburg setzt das Bundesprogramm in Kooperation mit dem Stadtjugendring Lüneburg um.

 

In diesem Zusammenhang wurde eine Steuerungsgruppe eingerichtet, die aus Vertretern  und Vertreterinnen der Hansestadt (Leiterin des Bereichs Soziale Dienste, Stadtjugendpfleger, Partizipationsbeauftragte/r) und aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Stadtjugendrings besteht. Zur Kernaufgabe der Steuerungsgruppe zählt die (Weiter-)entwicklung der Handlungsstrategie für die Umsetzung des Bundesprogramms.

 

Darüber hinaus wurde ein Begleitausschuss (BA) konstituiert. Zu den Mitgliedern des Lüneburger BA gehören Jugendliche sowie Akteure aus den Bereichen Politik (JHA),  Jugendpflege, Kirche, Polizei, Schule, Migration, Jugendpartizipation, AG Mädchenarbeit,  soziales Quartiersmanagement, Stadtentwicklung und Sport. Der BA begleitet, berät und unterstützt das Projekt. Er gibt Impulse zur Evaluation und Weiterentwicklung. Des Weiteren verabschiedet er wichtige Entscheidungen (z.B. Bewilligung von Projektanträgen). Zu verschiedenen Themenbereichen wurden spezielle Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich in regelmäßigen Abständen treffen. Hierzu zählen z.B. die AG Partizipation, die AG Kulturelle Vielfalt und die AG Nachhaltigkeit.

 

Auf der Grundlage einer Umfeld-, Situations- und Bedarfsanalyse wurde ein Konzept für ein modernes Jugendforum entwickelt. Die Umsetzung befindet sich in der Erprobungsphase. Im Fokus des Konzepts steht die "Jugendprojektchallenge". Diese ist als niedrigschwelliges, Berührungsängste senkendes Format angelegt. Auf einem Ideenschmiedewochenende überlegen die Teilnehmer_innen, was sie gern in der Hansestadt verändern möchten. Daraus entwickeln sie eigene Projekte, die sie im Anschluss selbstständig umsetzen. Dazu wird ihnen ein Budget zur Verfügung gestellt, das sie eigenverantwortlich verwalten. Paten und Patinnen stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Im Jahr 2016 wurden u.a. die Projekte „Jakob“ (Jugendmusikfestival) und „Im Kasten“ (Filmfestival für junge Filmemacher_innen) umgesetzt.

 

Das Netzwerk für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Lüneburg wurde kontinuierlich gestärkt und ausgebaut. Zu den beteiligten Akteuren zählen z.B.: Stadtjugendpflege, städtische Jugendtreffs, Stadtteilhäuser, Stadtteilrunden, Mitgliedsverbände des Stadtjugendrings, Kreissportbund Lüneburg e.V., Social Startup „Bewirken“, AWO, AG Mädchenarbeit, Schulen, muslimische Einrichtungen (z.B. Ahmadiyya Gemeinde), Leuphana Universität, Landesjugendring Niedersachsen, Städtischer und Landespräventionsrat Niedersachsen, Beratungsstelle zur Prävention neo-salafistischer Radikalisierung e.V., Arbeitskreis Junge Menschen des Kriminalpräventionsrates Lüneburg, VHS.

Zahlreiche stadtweite Partizipationsprojekte konnten umgesetzt werden, z.B. das Projekt „Demokratie bewegt – Sport verbindet“ vom Kreissportbund Lüneburg e.V. Das Projekt umfasste interkulturelle Workshops für Übungsleiter_innen und Funkionäre in Sportvereinen sowie Aktionen zum spielerischen „Erlebbarmachen“ von demokratischen Strukturen und gewaltfreier Partizipation.

 

Darüber hinaus fanden öffentliche Veranstaltungen mit einem bunten, abwechslungsreichen Programm statt, die von zahlreichen Jugendlichen selbst aktiv mitorganisiert und teils von rund 150 jungen Lüneburgern und Lüneburgerinnen besucht wurden. Dazu zählen z.B. die die Jugendversammlung am 15.10.2015 im Wasserturm, die Gesprächsrunde „Isla-Was?“ mit der anknüpfenden „Party für 100% Menschenwürde“ am 11.03.2016 (in Kooperation mit der Ahmadiyya Gemeinde, dem CVJM Lüneburg e.V., dem Schlau Lüneburg e.V., dem Künstlerkollektiv „I-Slam“ aus Berlin und Dr. Menno Preuschaft vom Landespräventionsrat Niedersachsen) sowie die Fortbildung „Mitwirkung mit Wirkung – Demokratie bringt Farbe“ mit kostenlosen Weiterbildungsangeboten zum Thema „Interkulturelle Öffnungsprozesse in der Jugendarbeit“ am 03.11.2016.

 

 

 

 

  1. Zum Antrag im Einzelnen:

 

(zu 1) Die Beteiligungsarbeit der Hansestadt erfolgt zum einen in Form von stadtteilorientierten als auch in Form von stadtteilübergreifenden Projekten (s.o.). Partizipation bzw. partizipatives Arbeiten als „Grundprinzip“ und „Haltung“ hat in den Stadtteilhäusern und Jugendtreffs Einzug gefunden. Im Fokus steht außerdem die Fortführung der Ideen und Ausrichtung des auf insgesamt fünf Jahre ausgelegten Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in Regie der Stadtjugendpflege.

 

(zu 2)Beteiligungsformate, die sich in einzelnen Stadtteilen bewährt haben, sollen auf weitere Stadtteile übertragen werden. Dies geschieht auf der Grundlage der Erfahrungen und Evaluationen aus vorherigen Projekten sowie einem intensiven Austausch innerhalb der Jugendpflege. Erste Übertragungsvorhaben sind bereits in Erprobung.

 

(zu 3) Die Weiterentwicklung des Partizipationskonzepts erfolgt in enger Anknüpfung an die Überarbeitung des Konzeptes zur Stadtteilarbeit und Jugendpflege. Im Mittelpunkt stehen die drei Bereiche (1) stadtteilorientierte Projekte, (2) gesamtstädtische Projekte und (3) die Intensivierung von bewährten Kooperationen (z.B. mit dem Kreisportbund Lüneburg e.V. und Ganztagsschulen). Die Hansestadt Lüneburg möchte ein vielfältiges Angebot von unterschiedlichen Trägern und Verbänden fördern.

Des Weiteren ist geplant, eine Arbeitsgruppe zur systematischen und strategischen Weiterentwicklung des Partizipationskonzeptes einzurichten, u.a. unter Berücksichtigung folgender Fragen: Was verstehen wir überhaupt unter Partizipation? Wie sieht ein zeitgemäßes Verständnis von Kinder- und Jugendpartizipation aus? Welche aktuellen Themenfelder gilt es zu berücksichtigen? Wo gibt es Schnittpunkte mit anderen Generationen? Welche Formate sind möglich? Welche Ziele legen wir fest? Was soll bis wann erreicht werden? Mit welchen Maßnahmen wollen wir die Ziele erreichen? Basierend auf den Ergebnissen der Arbeitsgruppe soll ein übersichtlicher Projekt- und Zeitplan erstellt werden.

 

(zu 4 und 5)Ziel ist, das weiterentwickelte Partizipationskonzept regelmäßig zu evaluieren. Die Evaluationsergebnisse sollen dem JHA jährlich vorgestellt werden. In diesem Zusammenhang erfolgt ebenfalls eine Evaluation zu den Möglichkeiten einer Vernetzung mit anderen Projekten, Einrichtungen und Institutionen. Hierbei finden auch die Evaluationsergebnisse der städtischen Jugendarbeit sowie das im Rahmen von „Demokratie leben!“ gemeinsam mit der Leuphana Universität entwickelte Evaluationskonzept Anwendung.

 


Finanzielle Auswirkungen:

 

Kosten (in €)

a)für die Erarbeitung der Vorlage:  150,-

aa)  Vorbereitende Kosten, z.B. Ausschreibungen, Ortstermine, etc.

b)für die Umsetzung der Maßnahmen:

c)  an Folgekosten:

d)Haushaltsrechtlich gesichert:

Ja                                      X

Nein

Teilhaushalt / Kostenstelle:52000/4331304

Produkt / Kostenträger:     362101/36210102

Haushaltsjahr:                   2018 und 2019

 

e)  mögliche Einnahmen:


Anlage/n:

Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 24.10.2017 zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Lüneburg

 

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Antrag SPD Stadtratsfraktion vom 24.10.2017 zur Partizipation von Kindern in Lüneburg (408 KB)      

Beschlussvorschlag:

Der JHA nimmt die Ausführungen zur Umsetzung der Partizipation in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Hansestadt Lüneburg zustimmend zur Kenntnis. Das Partizipationsprojekt soll weiter entwickelt werden und  eine nachhaltige Überleitung von „Demokratie leben!“ erfolgen.