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Beratungsinhalt: Beigeordneter
ALTHUSMANN macht
deutlich, wer den Sonntag abschaffe, mache alle Tage zu Werktagen. Er zeigt die
allmähliche Verlängerung der Ladenöffnungszeiten seit den fünfziger Jahren auf.
Für mehr Umsatz oder mehr Arbeitsplätze im Einzelhandel habe die Aufweichung
des Ladenschlussgesetzes nicht gesorgt, im Gegenteil, laut offiziellen
Gutachten zu dem Thema seien in vielen Kleinbetrieben Vollarbeitsplätze zu
Gunsten von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen verloren gegangen; viele
könnten mit den großen Konzernen gar nicht mehr mithalten und hätten bereits
schließen müssen. Der Sonntagsschutz habe im Übrigen Verfassungsrang, das sei
auch durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt worden. Die von der Werbe-
und Parkgemeinschaft zur Sonntagsöffnung beantragten Sonntage seien zudem
besondere kirchliche Feiertage, nämlich das Erntedankfest und ein
Adventssonntag. Diese Pläne hätten der Fairness halber zuerst mit Rat und
Verwaltung besprochen werden sollen. Die CDU-Fraktion plädiere eindeutig für
eine Ladenöffnung von Montag bis Samstag bis zu 24 Stunden am Tag. An Sonntagen
sollten dafür aber die Läden konsequent geschlossen bleiben, denn der Sonntag
habe eine herausragende Bedeutung für die Familien, die gerade in der heutigen
Gesellschaft, in der soziale und religiöse Bindungen abnähmen, wichtig sei.
Auch die Kirchen beobachteten die Entwicklung der schleichenden Aushöhlung der
Sonn- und Feiertage mit Sorge, insofern erstaune ihn die zustimmende
Stellungnahme der hiesigen Kirchengemeinden zu dem Antrag der W+P. Beigeordneter
DÖRBAUM betont,
auch für seine Fraktion habe der Sonntagsschutz einen sehr hohen Stellenwert,
man habe sich die Entscheidung zu dem Änderungsantrag nicht leicht gemacht. Es
gebe aber eine gesetzliche Vorgabe, die für 4 Sonntage im Jahr eine Ladenöffnung
zulasse, wenn diese mit besonderen Veranstaltungen gekoppelt sei. Diese
Möglichkeit sei in den letzten Jahren nie voll ausgeschöpft worden. Das
Erntedankfest falle in diesem Jahr mit den Sülfmeistertagen zusammen, für die
eine Sonntagsöffnung sehr sinnvoll erscheine, um den zahlreichen Besuchern das
„Kaufhaus Innenstadt“ präsentieren zu können und sie zu weiteren Besuchen in
Lüneburg anzuregen. Mit den Veranstaltern sei bereits besprochen worden, dass
die Sülfmeistertage in den nächsten Jahren nicht mehr auf den Erntedanksonntag
gelegt werden sollen, bzw. zum Erntedankfest künftig keine Sonntagsöffnungen
mehr genehmigt werden. Die Adventssonntage sollten besonders geschützt sein,
auch wenn sie nicht im Dezember lägen, deshalb könne für den 27.11.05 keine
Zustimmung gewährt werden. Bürgermeisterin
SCHELLMANN erinnert
daran, dass es mit der Sonntagsöffnung nicht darum gehe, mehr Umsatz durch die
Einheimischen zu machen oder mehr Arbeitsplätze zu schaffen, sondern darum,
Menschen aus der Region und von weiter her mit besonderen Veranstaltungen in
die Innenstadt zu locken und deren Kaufkraft abzuschöpfen. Sie sei aber
grundsätzlich eher für die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten an 6 Tagen
in der Woche. Man sollte dem Kommerz jedoch nicht alles opfern, deshalb müsste
der Sonntag weiterhin geschützt bleiben. Ausnahmen könne es natürlich wie
bisher im gesetzlichen Umfang in geringem Maße geben, jedoch nicht an
besonderen Feiertagen. Prinzipiell sollten die Kaufleute diese Regelungen in
einem gewissen Rahmen selbst treffen können, das würde zur Entbürokratisierung
beitragen. (Geändert nach Genehmigung der Niederschrift durch den Rat am
28.06.05) Ratsfrau
VERLINDEN teilt
mit, Teile ihrer Fraktion unterstützten den Antrag der CDU-Fraktion in der
Sache. Die genannten religiösen Gründe könne sie zwar akzeptieren, habe aber
eher den Eindruck, dass mit den Sonntagsöffnungen Konsum als Selbstzweck und
Freizeitbeschäftigung propagiert werde, was sie nicht politisch unterstützen
wolle. Sie könne auch nicht nachvollziehen, wieso die Geschäfte zu den
Sülfmeistertagen öffnen sollten, wenn die Menschen doch an den Veranstaltungen
teilnehmen und nicht einkaufen sollten. Jährlich im November werde übrigens
seit 11 Jahren weltweit der buy-nothing-day ausgerufen, an dem die Leute
aufgefordert würden, gar nichts zu kaufen, sich eine Pause vom alltäglichen
„Shopping-Terror“ zu gönnen und sich über die Auswirkungen des eigenen
Konsumverhaltens zu informieren. Selbstverständlich brauche die Wirtschaft
Abnehmer ihrer Waren, es sollte aber bewusster und verantwortungsvoller
konsumiert werden. In diesem Sinne brauche die Stadt nicht noch mehr verkaufsoffene
Sonntage, sondern der regionalen Wirtschaft würde eher ein Aktionstag zu
regionalen, qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Produkten gut tun. Ratsherr
FIRUS weist
ebenfalls auf den hohen Stellenwert des Sonntags für die Gesellschaft hin. Mit
dem Änderungsantrag bleibe die Gruppe SPD/FDP jedoch zu 50% unter den gesetzlichen
Vorgaben. In anderen Tourismusorten werde das ganz anders gehandhabt und man müsse
auch bedenken, dass in anderen Branchen Sonntagsarbeit ganz selbstverständlich
sei, wie z.B. Polizei, Krankenhäuser und Gastronomie. Man sollte dem
Einzelhandel in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine Chance geben
und ihm die jetzt vorgeschlagene Lösung zubilligen. Im Übrigen sollte rigider
bei der Sonntagsheiligung vorgegangen werden. Den Vorschlag, die Läden an 6
Tagen in der Woche rund um die Uhr öffnen zu lassen, halte er für eine soziale
Marktwirtschaft allerdings für sehr problematisch und nicht angemessen. Ratsherr
SOLDAN meint zu den
erweiterten Ladenöffnungszeiten, der Markt regele sich selbst nach den
Bedürfnissen der Konsumenten. In der Stadt sei gegen 20.00 Uhr nichts mehr los,
die Lebensmittelläden seien dann jedoch voll. Die Arbeitszeiten der Menschen
würden immer flexibler, daran müssten sich die Geschäfte anpassen und deshalb
wäre es sinnvoll die Ladenöffnungszeiten innerhalb der Woche freizugeben. Der
Sonntag müsse davon allerdings ausgenommen werden, er gehöre der Familie und
anderen Freizeitaktivitäten. Zu besonderen Anlässen könnten aber Ausnahmen
gestattet werden, um die Stadt für Touristen noch interessanter zu machen. Dies
werde aber eigentlich vom Ladenschlussgesetz geregelt und sollte nicht in der
Hand des Rates liegen. Viele Menschen legten wenig Wert auf das Erntedankfest
und andere kirchliche Feiertage und würden auch nicht in die Kirche gehen, wenn
die Läden geschlossen blieben. Ratsherr
MAY ist der
Ansicht, man sollte der Bevölkerung überlassen, wie sie den Sonntag nutzen
wolle und könne sie weder zwingen, in die Kirche noch zum Einkaufen zu gehen.
Die Einzelhändler würden die Sonntagsöffnung nur für Tage beantragen, an denen
sie darin einen Nutzen sähen und dann sei der Bedarf doch offenbar gegeben. Ein
Familientag könne auch gemeinsames Einkaufen beinhalten. Beigeordneter
ALTHUSMANN betont
ausdrücklich, die CDU stehe uneingeschränkt zum Lüneburger Einzelhandel und
würde jegliche Maßnahmen unterstützen, die ihm helfen könnten, mit Ausnahme der
Sonntagsöffnung. Politik habe auch etwas mit Prinzipientreue, Glaubwürdigkeit
und Verlässlichkeit zu tun, deshalb werde die CDU-Fraktion, die sich von Anfang
an gegen die Ladenöffnung am Erntedankfest ausgesprochen habe, einer Ausnahme
in diesem Fall nicht zustimmen. Oberbürgermeister
MÄDGE zeigt auf,
dass in einigen CDU-regierten Städten Sonntagsöffnungen sogar am ersten Advent
zum Teil gegen den Widerstand der Kirchen und Gewerkschaften beschlossen worden
seien. Wenn man sich als so konsequent darstelle, müsste man auch für die
Gastronomie andere Öffnungszeiten durchsetzen, um Gleichheit für alle Menschen
zu erreichen. Auch der Weihnachtsmarkt dürfte dann im Übrigen nicht an den
Adventssonntagen öffnen. Das Problem sei ein gesamtgesellschaftliches, das sich
nicht in Lüneburg allgemeingültig lösen lasse. Ratsherr
ZIEGERT merkt an,
wer generell der Meinung sei, dass das Erntedankfest ein schützenswerter
Feiertag sei, sollte auf das Missgeschick der Marketing GmbH, das Kopefest auf
diesen Termin zu legen, nicht noch einen draufsetzen, indem er zusätzlich auch
noch eine Sonntagsöffnung genehmigt. Den Vergleich mit dem Gaststättengewerbe
würde er hier nicht ziehen, es gebe eine Reihe von Branchen, die ihren Umsatz
größtenteils nur an den Wochenenden machen können. Im Umkehrschluss könnte man
sonst auch fordern, dass alle Läden generell an den Wochenenden öffnen dürften.
Beigeordneter
SRUGIS stellt klar,
der Abbau von Arbeitsplätzen im Einzelhandel habe nichts mit Sonntagsöffnungen
zu tun, sondern mit verstärkter Konzentration der Läden und der Einführung der
Minijobs. Im Übrigen würde diese Konzentration im Einzelhandel mit
Ladenöffnungszeiten an sechs Tagen rund um die Uhr, welche die CDU unterstütze,
weiter gefördert. Ratsherr
MEIHSIES würde es
begrüßen, wenn die Vertreter der W+P und der Marketing GmbH sich künftig über
Termine besser abstimmen würden. Er meine, beim Kopefest werde es in den
Straßen so viele Attraktionen geben, dass die Kaufhäuser sich nicht füllen
würden. Für den ersten Advent hätte er hingegen eine Sonntagsöffnung der Läden
für sinnvoll gehalten. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg stimmt dem Änderungsantrag der Gruppe SPD/FDP
mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/FDP gegen die Stimmen der
CDU-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zu. Der
Ursprungsantrag der CDU-Fraktion ist damit im selben Stimmenverhältnis
abgelehnt. (32) |
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