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Protokollinformationen sind noch vorläufig! - Neue Berufsfelder an den Berufsbildenden Schulen  

 
 
Sitzung des Schulgrundsatzausschusses
TOP: Ö 5
Gremium: Schulgrundsatzausschuss
Datum: Di, 21.02.2023    
Zeit: 16:00 - 17:45 Anlass: Sitzung
Raum: Ritterakademie
Ort: Am Graalwall 12, 21335 Lüneburg
 
Beschluss

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FBLin Hobro leitet zum Thema mit Bezug auf die bisherige Diskussion im Ausschuss für Schule und Bildung des Landkreises Lüneburg, die zu dem heutigen Schulgrundsatzausschuss geführt hat, ein. Sie betont, wie wichtig es ist, die gesamte Schullandschaft im Blick zu haben und alle Schulformen zu stärken. Aus diesem Grund habe sich der Landkreis auf den Weg gemacht, eine Strategiegruppe Bildung zu konstituieren.

 

Der erste Vortrag erfolgt durch Herrn Feldhusen von der IHK Lüneburg-Wolfsburg zu der Fragestellung, wie der Übergang von Schule zu Beruf besser gelingen kann (Präsentation siehe Anlage).

Herr Feldhusen führt aus, dass die Fachkräftesicherung ein sehr dringliches Thema ist. Er prognostiziert, dass bis zu 7 Millionen Fachkräfte fehlen werden. Die Berufsschulen müssten daher deutlich gestärkt werden. Die Berufsschulen seien grundsätzlich finanziell und personell schlecht ausgestattet und die Digitalisierung noch nicht ausreichend vorangeschritten.

 

Ziel müsse es sein, eine frühere und bessere Berufsorientierung zu realisieren und für mehr Durchlässigkeit zwischen den Bildungssystemen zu sorgen.

 

Folgenden Maßnahmenkatalog hält Herr Feldhusen für erforderlich:

 

-          Besseres Marketing für die berufliche Ausbildung/ Aufzeigen der Karrierechancen für Schüler:innen und Eltern

-          Früher mit der Berufsorientierung beginnen/ Praxisworkshops in den Fachunterricht integrieren

-          Praktikumswochen mit Partnerbetrieben für die Ferien entwickeln

-          Lehrende von Verwaltungstätigkeiten entlasten

-          Größere Flexibilität beim Personalmanagement/ Einrichtung neuer Klasse ohne andere Klassen einzuschränken

 

 

Als nächstes trägt Frau Meimbresse aus Sicht der Handwerkskammer Braunschweig neburg-Stade vor.

 

Im Bezirk der Handwerkskammer stellt sich die Ausbildungssituation noch schlechter dar als bei der IHK. Hier ist die Zahl der Auszubildenden um 4,7 % gesunken. Frau Meimbresse macht deutlich, dass das Handwerk bereit ist auszubilden, wenn genügend geeignete Bewerber:innen vorhanden sind. Es setze sich der Trend fort, dass es für einzelne Berufe entweder keine Bewerber:innen gibt und oder die Qualifikation nicht ausreichend sei.

 

Frau Meimbresse sieht folgende Maßnahmen als erforderlich an:

 

-          Frühzeitigere und gute Berufsorientierung, auch an den Gymnasien

-          Es sollten nicht nur die Berufsfelder, sondern auch die Karrierechancen aufgezeigt werden

-          Die Gewinnung von Auszubildenden sollte zur Chefsache gemacht werden, um die Bedeutung zu steigern

-          Um den Schüler:innen die Handwerksberufe näher zu bringen, sollten die Werkstätten der HWK in Anspruch genommen werden. Diese könnten dafür geöffnet werden.

 

Herr Lüdemann, Schulleiter der BBS I, stellt die Leistungen und möglichen Berufsschulabschlüsse an den Berufsbildenden Schulen I, II und III dar (Präsentation siehe Anlage) vor.

 

Kritisch äert sich Herr Lüdemann zu der Entscheidung der Hansestadt Lüneburg, die Oberschule am Kreideberg zu einer IGS umzuwandeln. Aus seiner Sicht wurden bei dieser Entscheidung die BBSn nicht ausreichend in den Blick genommen. Es werden zu viele gleiche Schulangebote gemacht, was zu Lasten differenzierter Bildungsangebote gehe, die die Berufsbildenden Schulen vorhalten. Auch die Entscheidung zur Erweiterung des Gymnasiums Johanneum, mit der die Kündigung der Feld-Pachtfläche, die von der BBS III genutzt wurde, habe die Auswirkungen auf die BBS III nicht ausreichend berücksichtigt.

 

Stadt und Landkreis Lüneburg brauchen starke BBSn, so das Fazit von Herrn Lüdemann. Er appeliert deshalb, gemeinsam

-          Bildungswege und chancen transparent zu machen und

-          BBSn als Teil des Bildungssystems zu verstehen

 

In der anschließenden Diskussion schildert zunächst Frau Fischer, Leiterin der Hanseschule Oedeme (OBS), die Situation der Oberschulen. Im gesamten Landkreis Lüneburg gibt es nur 7 Oberschulen, 2 davon befinden sich im Stadtgebiet. Die Oberschulen haben grundsätzlich ein schlechtes Image (Stichworte: Schülerzusammensetzung, Leistungsniveau, Kriminalität) und benötigen daher eine stärkere Lobby. Der Zuspruch zu Ihrer Schule habe sich erst mit dem hart erkämpften Gymnasialzweig verbessert. Das schlechte Image werde den Oberschulen nicht gerecht. In diesen kleineren Systemen wird kein Kind „zurückgelassen“. Die Kinder werden dort mit viel Herzblut mitgenommen. Dennoch sind die Herausforderungen groß. Auf 650 SuS entfallen 100 Inklusionskinder. Es sei daher wichtig, die Lehrkräfte gut zu unterstützen und mitzunehmen. Gleichwohl werde mehr Personal benötigt, um herausfordernde Kinder zu fordern und zu fördern. Während die Schülerzahlen an der OBS Bardowick rückläufig sind, drängen sich immer mehr Kinder an den Oberschulen im Stadtgebiet. Unterjährige Aufnahmen durch Rückläufer:innen aus den Gymnasien sind quasi nicht möglich. Kinder müssen dann abgewiesen werden, was zu großer Verzweiflung in den Familien führt.

Am Ende der Schullaufbahn sei festzustellen, dass im Durchschnitt in einem Jahrgang von 100 SuS nur 10 SuS direkt den Weg in die Ausbildung finden. Die SuS mit erweiterten Sek. I Abschuss besuchen anschließend eher die berufsbildenden als allgemeinbildenden Gymnasien.

In der weiteren Diskussion wird allgemein das Erfordernis gesehen, an allen Schulformen mehr in Richtung Berufsorientierung (BO) zu tun. Die Anzahl der Tage für Berufsorientierung stellen sich an den Schulzweigen wie folgt dar:

 

Hauptschulzweig:   80 Tage BO

Realschulzweig:   60 Tage BO

Gymnasialzweig:   30 Tage BO

 

 

Folgende Handlungsschwerpunkte werden in der Diskussion gesehen:

 

-          Die SuS in den Hauptschulzweigen sollten 1 X in der Woche in die BBSn gehen, um die Berufsfelder kennenzulernen und damit eine schnellere Anschlussfähigkeit nach der Hauptschule zu erlangen. Sinnvollerweise sollte dies auch für die SuS der Realschulzweige vorgesehen werden

-          30 BO Tage und nur ein Praktikum an den Gymnasien sind zu wenig. Dies müsste ausgebaut werden.

-          Die Kooperationen zu Betrieben im Landkreis sollten verbessert werden. Regelmäßige Hospitationen/ Besuche wären wünschenswert.

-          Es braucht eine Image- und Infokampagne für die OBSn und BBSn.

-          Das Programm der Berufseinstiegsberater sollte wieder eingeführt werden. Dieses hatte sich sehr bewährt.

-          Die weitere Schaffung von IGSen sollte kritisch betrachtet werden.

-          Die Kernkompetenzen in Lesen, Schreiben und Mathematik müssen an den Hauptschulzweigen deutlich gestärkt werden, da eine Berufsausbildung sonst oft nicht erfolgreich sein kann.

 

KTA Mitglied Peyko sieht die Herausforderung in den vielen verschiedenen Schulformen: die einen Schulen platzen aus allen Nähten während andere fast zumachen können. Es stellt sich daher die Frage, wie sich die Schülerströme besser steuern lassen. Ferner appelliert er daran, dass die Schulformen nicht in Konkurrenz zueinander treten sollten.

 

KTA Mitglied Schädel chte wissen, ob auch der Kreis- und Stadtelternrat in die Strategiegruppe Bildung einbezogen sind. Dies wird seitens des Landkreises Lüneburg bejaht. Die Stadt ist in der Strategiegruppe ebenfalls vertreten.

 

Ratsherr Neumann chte wissen, ob das Abitur am Gymnasium schwerer ist als an den an den anderen Schulformen.

 

Nach Einschätzung von Frau Fischer, Leiterin der Hanseschule Oedeme (OBS), werden die Realschüler:innen an den IGSn und BBSn besser in die Oberstufe aufgenommen als an den Gymnasien.

 

FBLin Hobro/ LK und Herr Lüdemann, Schuleiter der BBS I, sehen ist in der abschließenden Diskussion als Aufgabe hier vor Ort an, allen Eltern die Bildungsregion im Landkreis Lüneburg näher zu bringen und die Eltern zu ermächtigen, im Sinne und zum Wohle ihres Kindes die richtige Schule und Schulform für ihr Kind zu finden.