Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Beigeordneter
FIRUS beantragt,
beide Anträge nicht wie von der Verwaltung vorgeschlagen, in den
Finanzausschuss zu überweisen, sondern bereits in der heutigen Ratssitzung
darüber abschließend zu diskutieren und abzustimmen. Der
Rat der Stadt Lüneburg lehnt eine Überweisung der Anträge in den Finanzausschuss
einstimmig ab und tritt in die Aussprache ein. Beigeordneter
ALTHUSMANN weist
auf die dramatische Finanzlage der Stadt Lüneburg und vieler deutscher Kommunen
hin. Viele niedersächsische Städte, darunter auch Lüneburg, befänden sich am
Rande der Zahlungsunfähigkeit. In diesem Jahr bestehe im Haushalt der Stadt
Lüneburg bereits ein Soll-Fehlbedarf in Höhe von 42,6 Mio. €, der sich im
nächsten Jahr voraussichtlich schon auf 52,5 Mio. € erhöhen werde. Die
Verwaltung habe in den vergangenen Jahren sehr gute Sparkonzepte entwickelt, um
die Haushaltssituation in den Griff zu bekommen. Seine Fraktion erkenne dies
auch an. Da das Defizit offensichtlich jedoch weiter steige, müsse überlegt
werden, ob es sinnvoll sei, die Haushaltsberatungen im bisherigen Stil
fortzuführen. In der vorgeschlagenen Haushaltsstrukturkommission sollten
parteiübergreifend und unter Einbeziehung externer Sachverständiger all die
wichtigen Punkte geklärt werden, die zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit der
Stadt notwendig seien. Der Änderungsantrag der Gruppe SPD/FDP sei in der
Zielrichtung eigentlich ähnlich. Wenn die Antragsteller sich bereit erklären
würden, ihren Antrag um den Satz zu ergänzen: „Ohne Mehrheitsbeschluss können
bei Bedarf auch Gutachten, Erkenntnisse aus anderen Gemeinden und Berater
hinzugezogen werden.“, könnte seine Fraktion sich dem Änderungsantrag
anschließen. Zum Wohle der Bürger und nicht zur parteipolitischen Profilierung
sollten sich die Fraktionen gemeinsam und nicht immer unter der Hoheit der
Verwaltung mit allen finanzpolitischen Fragen dieser Stadt intensiv auseinander
setzen. Beigeordneter
SRUGIS erklärt, die
Einführung eines weiteren Gremiums würde die Stadt wiederum Geld kosten und
wäre so kontraproduktiv. Besser wäre es, bestehende Institutionen wie den
Finanzausschuss zu nutzen. Die SPD-Fraktion habe den Verdacht, dass es der
CDU-Fraktion nicht um eine objektive Diskussion gehe, sondern sie ein neues
Gremium suche, um ihre Schwarzmalerei Jahr für Jahr fortsetzen zu können. In
den Einsparvorschlägen der CDU-Fraktion der letzten Jahre gebe es einige
Widersprüche. Dies sei keine gute Diskussionsbasis. Es gebe bereits einen
Finanzausschuss, in dem die finanzielle Lage der Stadt diskutiert werden könne,
und es reiche aus, wenn man diesen rechtzeitig vor Aufstellung des
Haushaltsplanes einberufe. Beigeordneter
DR. SCHARF weist
den Ausdruck Schwarzmalerei zurück. Die Finanzlage der Stadt sei aus seiner
Sicht in der Tat dramatisch und es sei höchste Zeit, die Haushaltsstruktur
grundsätzlich zu überdenken. Dabei dürfe es keine „heiligen Kühe“ geben. Alle
Positionen müssten kritisch überprüft werden. Die kommunale Selbstverwaltung
sei schließlich die Keimzelle unserer Demokratie und wenn die Kommunen keine
finanziellen Handlungsräume mehr hätten, sei die Grundlage dieser Demokratie in
Gefahr. Es sei unumstritten, dass die Verwaltung sich große Mühe gebe, die Lage
in den Griff zu bekommen, trotzdem würden die Defizite Jahr für Jahr ansteigen.
Deshalb sollten die Fraktionen sich ganz ohne formale Hinderungsgründe überlegen,
was grundsätzlich geändert werden müsste, um eine Besserung der Lage zu
erreichen. Dabei sollte man auch eine Unterstützung durch externe
Sachverständige nicht ausschließen. Ratsherr
MEIHSIES findet
beide Anträge nicht sinnvoll. Der Ursprungsantrag dokumentiere eine
offensichtliche Überforderung der CDU-Fraktion in Sachen Haushaltspolitik.
Scheinbar habe die CDU-Fraktion auch das Vertrauen in die Verwaltung und in die
Fachausschüsse in dieser Angelegenheit verloren. Eine Kommission werde hier
aber auch nicht weiterhelfen. Der Sachverstand sei in der Verwaltung vorhanden,
sie habe alle Zahlen zur Finanzsituation offengelegt und gute
Konsolidierungskonzepte entwickelt. Die CDU-Fraktion versuche hier, die
notwendigen politischen Entscheidungen, an welcher Stelle mehr und an welcher
weniger gespart werden solle, an eine Kommission zu delegieren. So komme man in
der Sache jedoch nicht weiter. Dem Änderungsantrag der Gruppe SPD/FDP werde
seine Fraktion ebenfalls nicht zustimmen, da es keinen Sinn mache, einen
insgesamt absurden Antrag noch abzuändern und auf diese Weise das bewährte
Verfahren der Finanzberatungen und die Kompetenz der Fraktionen selbst auch in
Frage zu stellen. Ratsherr
SOLDAN zeigt auf,
die private Kreditwirtschaft habe offenbar noch nicht das Vertrauen in die
Zahlungsfähigkeit der Kommunen verloren, da sie ihnen noch immer Kredite zu
günstigen Konditionen zur Verfügung stelle. Im Übrigen seien in Lüneburg
bereits viele der von der Wirtschaftsberatung Roland Berger vorgeschlagenen
Maßnahmen zur Umstrukturierung und Haushaltskonsolidierung von Kommunen
umgesetzt worden. Man brauche nicht viel Geld für externe Sachverständige
ausgeben, die Verwaltung mit Unterstützung der Ratsmitglieder wisse sich selbst
zu helfen und sei auf dem richtigen Weg. Daran werde man gemeinsam weiter
arbeiten. Beigeordneter
MEISSNER stellt
fest, die Stadt habe ihre Schuldenlast seit der Amtsübernahme durch
Oberbürgermeister Mädge bereits erheblich reduziert. Für ihn sei
unverständlich, warum von den Mitgliedern der CDU-Fraktion in den
Haushaltsberatungen der Fachausschüsse, an denen er in mehreren Fällen selbst
teilgenommen habe, nicht ein einziger substantieller Sparvorschlag gemacht
worden sei, sie sich aber dann weder zu einer Zustimmung noch Ablehnung der
jeweiligen Beschlussvorlage hätten durchringen können. Und erst in der letzten
Finanzberatung habe die CDU-Fraktion eine Einsparliste mit zum Teil obskuren
Vorschlägen vorgelegt. Er appelliert eindringlich an die CDU-Fraktion, eine ehrliche
Diskussion zu den Einsparmöglichkeiten zu führen und keine politischen
Schauanträge zu stellen. Stadtkämmerer
SAUER erläutert,
die Stadt nehme externe Gutachten oder Unterstützung punktuell für Bereiche in
Anspruch, wenn sie es für notwendig und sinnvoll halte, was etwa die Organisationsuntersuchung
im Fachbereich 5 zeige. Für eine ständige externe Begleitung in Bezug auf die
Haushaltskonsolidierung bestehe jedoch kein Bedarf, da kein Gutachter oder
Sachverständiger einen solch umfassenden Überblick über die internen Vorgänge
habe, wie die Mitarbeiter der Kämmerei und der jeweiligen Fachbereiche.
Haushaltskonsolidierung sei zweifelsfrei eine schwierige Aufgabe, man habe aber
vielfältige Ansatzpunkte gefunden. Die Verwaltung nehme alle Konsolidierungsvorschläge
der Fraktionen auf und prüfe sie umfassend. Wenn sich dabei herausstelle, dass
hierzu ein externer Gutachter notwendig sei, werde dieser natürlich auch
hinzugezogen. In diesem Sinne sollte auch weiterhin verfahren werden. Die Stadt
Lüneburg stehe im Übrigen seiner Ansicht nach nicht vor der
Zahlungsunfähigkeit. Beigeordneter
ALTHUSMANN zitiert
aus Schreiben der Bezirksregierung zu den Genehmigungen der Haushaltssatzungen
2002 und 2003, in denen von drohender Zahlungsunfähigkeit und sich abzeichnender
Fehlbedarfe von über 110 Mio. € bis zum Jahr 2006 die Rede sei. Wer angesichts
dieser Aussagen noch behaupte, die städtische Finanzlage sei nicht dramatisch,
wolle die Realität nicht wahrhaben. Auf Landesebene werde im Übrigen eine
Haushaltsstrukturkommission eingerichtet und erstaunlicherweise liege der
CDU-Landtagsfraktion ein Schreiben eines Mitglieds der Landtagsfraktion Bündnis
90/ Die Grünen vor, das dort beteiligt werden wolle. Der Antrag der
CDU-Fraktion sei sehr wohl ernst und als Handreichung gemeint. Von der Fraktion
Bündnis 90/ Die Grünen habe er in den gesamten Haushaltsberatungen allerdings
noch keine seriösen Einsparvorschläge gehört, von dort werde im Gegenteil immer
gefordert, Mittel weiter aufzustocken. Oberbürgermeister
MÄDGE betont, die
Finanzsituation der Kommunen sei insgesamt schlecht, der Stadt Lüneburg gehe es
aber im Gegensatz zum Landkreis anscheinend noch nicht so schlecht, dass sie
Anspruch auf eine Bedarfszuweisung hätte. Die Lage sei jedoch nicht selbst
verschuldet, sondern zum Teil dadurch entstanden, dass der Bund und die Länder
den Kommunen Aufgaben zuweisen, ohne die entsprechenden finanziellen Mittel
dafür bereit zu stellen. Zahlungsunfähig könnten die Kommunen auf Grund der
Staatshaftung von Bund und Land nicht werden, sie würden immer Kredite
bekommen. Trotzdem müssten Rat und Verwaltung zusammenarbeiten, um die
Verschuldung zu senken. Keine Kommission könne den Fraktionen die politischen
Entscheidungen abnehmen. Die Verwaltung habe ein Konsolidierungsprogramm vorgelegt,
das in vielen Bereichen schmerzliche Einschnitte für die Bürgerinnen und Bürger
bedeute. Die Stadt sei aber weiterhin handlungsfähig und gewähre immer noch 30
Mio. € an Unterstützungen, mit denen das Gemeinwesen in Gang gehalten werde. Er
appelliert an alle Fraktionen, seriöse Einsparvorschläge zu machen, über die
ernsthaft diskutiert und ein Konsens gefunden werden könne. Ratsherr
MEIHSIES
entschuldigt sich für seine verbalen Angriffe auf die CDU-Fraktion. Die
Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen werde den ruinösen Sparwettbewerb der
Fraktionen nicht mitmachen und wolle insbesondere im Bildungsbereich 20.000 bis
30.000 € mehr ausgeben als die übrigen Fraktionen. Beigeordneter
FIRUS lehnt den von
der CDU-Fraktion vorgeschlagenen Zusatz zum Änderungsantrag der Gruppe SPD/FDP
ab. Beschluss: Der Rat der Stadt Lüneburg stimmt dem Änderungsantrag der Gruppe SPD/FDP mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/FDP gegen die Stimmen der CDU-Fraktion und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen zu. Der
Antrag der CDU-Fraktion wird mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD/FDP
und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen gegen die Stimmen der CDU-Fraktion
abgelehnt. |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||