Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt:
Herr Sebastian Schülke (Leiter des Geschäftsbereiches „Infrastruktur“ der OHE) stellt sich und den Sachstand zur Eisenbahnstrecke Lüneburg-Soltau anhand einer Präsentation vor (siehe Anlage).
Die OHE sei seit 2010 ein mehrheitlich im Besitz der Netinera-Gruppe befindliches Eisenbahnunternehmen, somit ist diese auch Besitzerin der OHE-Strecke Lüneburg/Soltau. Die Netinera-Gruppe sei wiederum ein Konsortium aus 51 % italienischer Staatsbahn und einem Infrastrukturfonds aus Luxemburg (Cube). Netinera betreibe in Deutschland überwiegend Schienenpersonennahverkehre und Busverkehre.
Herr Schülke geht auf die Einwohnerfragen ein (siehe TOP 1). Bis 2006 gehörte die OHE dem Land, dem Bund und teilweise der DB Regio. Der große Anteil an öffentlichem Eigentum von rund 85 % ist dann weiterverkauft worden mit der Maßgabe, das Streckennetz auf weitere 10 Jahre bis zum 31.12.2016 zu betreiben. Danach habe das Land Niedersachsen die Option, das Streckennetz wieder zurückzunehmen. Die OHE sei diesbezüglich auch in Gesprächen mit der Landesregierung gewesen. Der Rücktritt der Staatssekretärin Behrens habe die Gesprächsverhandlungen mit dem Land Niedersachsen zunächst stillgelegt. Man hoffe, die Gesprächsverhandlungen in Kürze wieder aufnehmen zu können.
Herr Schülke geht auf weitere Fragen ein, die jüngst an die OHE herangetragen worden sind:
Stadtrat Moßmann sagt auf Nachfrage aus der Bürgerschaft eine Prüfung des Bestandsschutzes zu. Er bittet die OHE, ihm geeignete Unterlagen zukommen lassen.
Nur Züge mit einem Ziel in der Region werden somit die Strecke in Zukunft nutzen und selbst wenn das gesamte mögliche Transportpotential aus dem Industriegebiet Soltau auf der Schiene landen würde, wären noch maximal 2 zusätzliche Züge pro Woche auf der Strecke denkbar. Dies sei aber nicht absehbar. Mit durchschnittlich einem Zugpaar pro Tag wäre somit nach heutigen Erkenntnissen das Maximum an Güterzügen erreicht.
Es gebe zwei Möglichkeiten Bahnübergänge technisch zu sichern. Eine Möglichkeit sei das Vorhalten einer Bahnschranke mit rotem Lichtsignal ggf. ergänzt durch eine Schrankenanlage. Durch diese technische Einschränkung werde der Straßenverkehr ohne Pfeifsignal ausreichend geschützt. Ein Pfeifsignal könnte unterbleiben, wenn am Bahnübergang eine hinreichende Übersicht vorhanden sei. Am Bahnübergang im Bereich Häcklingen/Rettmer sei die Sicht jedoch eingeschränkt. Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung gebiete daher die Abgabe eines Pfeifsignals. Ohne Kenntnisse der konkreten Verkehrssituation am Bahnübergang zwischen Rettmer und Häcklingen könnte das Pfeifsignal unbürokratisch abgeschafft werden, sofern eine Sperrung der Straße für den normalen Straßenverkehr möglich sei, d. h., dass Fußgänger sowie Radfahrer diese weiterhin queren könnten und eine ausreichende Übersicht hätten. Alternativ käme die o. g. technische Sicherung mit Bahnschranke und Lichtsignal in Betracht. Dies würde Kosten i. H. v. 250.000 EUR verursachen. Davon käme unter Berücksichtigung von Fördermitteln noch ein Anteil von rund 50.000 EUR auf die Stadt zu. Mit der Umsetzung könnte bei sofortiger Entscheidung frühestens 2020 im Rahmen eines Planverfahrens begonnen werden. Dies gelte im Übrigen auch für die anderen Bahnübergänge.
Herr Schülke führt weiter aus, ob Personenverkehr auf der Strecke möglich sei. 2013 wurden sämtliche Eisenbahnstrecken in Niedersachsen auf ihr Potential für eine Reaktivierung im Personennahverkehr untersucht. Für die Strecke Lüneburg – Amelinghausen habe sich dabei ein großes Potential ergeben, zur Reaktivierung wurden jedoch seinerzeit andere Strecken ausgewählt. Sollten in Zukunft weitere Strecken in Niedersachen reaktiviert werden, hätte der Streckenabschnitt Lüneburg – Soltau aus seiner Sicht sehr gute Chancen. Da die modernen Diesel- oder Wasserstofftriebwagen sehr leise wären, würden sich für direkte Anlieger daraus auch kaum negative Folgen ergeben. Da bei einer Reaktivierung aber immer auch die Geschwindigkeit auf mind. 80 km/h angehoben werde, wäre in diesem Fall auch eine Planfeststellung für die Strecke notwendig. Bei einer Planfeststellung entfällt der Bestandsschutz und die Strecke wäre bezüglich der Emissionen (Lärm, Abgase, etc.) ganzheitlich (also inkl. Güterverkehr) neu zu bewerten. Wenn sich aus der Bewertung Überschreitungen bei den aktuellen gesetzlichen Grenzwerten ergeben würden, dann müsse auch Lärmschutz festgeschrieben werden. Neben den positiven Auswirkungen, die sich aus der Anbindung an einen guten Schienenpersonennahverkehr für die gesamte Umgebung ergeben, sei somit auch sichergestellt, dass direkte Anlieger nicht schlechter gestellt werden bzw. profitieren würden.
Ortsbürgermeisterin John weist auf einen Prüfauftrag des Landkreises Lüneburg hinsichtlich der Reaktivierung der Bahnstrecke für den Personennahverkehr hin. Das Ergebnis der Prüfung sei abzuwarten, bevor weitere Überlegungen angestellt werden. Sie halte Lichtsignalanlagen an den hiesigen Bahnübergängen für unzureichend. Durch den Zuwachs an Einwohnern (insbesondere Schülerinnen und Schüler) und Straßenverkehr in Oedeme seit 1974 würde für die Bürgerinnen und Bürger heute keine ausreichende Sicherheit bestehen. Die Verkehrssicherheit der Bahnübergänge in Oedeme habe für sie oberste Priorität. Hier müssten zusätzliche Sicherungsmaßnahmen (Schranken etc.) ergriffen werden. Herr Schülke erwidert, dass die OHE bei einem positiven Votum die Umsetzung der technischen Sicherheitsmaßnahmen unterstützen würde. Eine Umsetzung wäre aber frühestens im Jahr 2020 möglich.
Die Sicherheit und Erfahrungen an Bahnübergängen und das Pfeifsignal am Bahnübergang Rettmer/Häcklingen werden von den originären und beratenden Ortsratsmitgliedern kontrovers diskutiert. Es bestehe aber Einigkeit dahingehend, dass eine Debatte für oder gegen Schienenverkehr überholt sei. Stattdessen sei die Stadtverwaltung aufzufordern, Möglichkeiten zur Absicherung der Bahn zu prüfen, so dass, soweit erforderlich, Mittel in den städtischen Haushalt eingestellt werden können.
Die Sitzung wird für Fragen seitens der Bürgerinnen und Bürger unterbrochen.
Stadtrat Moßmann berichtet anhand einer Präsentation (siehe Anlage) die Positionierung der Stadtverwaltung zu den Haltepunkten am Kurpark, Kunkelberg und in Rettmer/Häcklingen. Hintergrund war seinerzeit der Probebetrieb auf der Strecke Lüneburg – Bleckede, den der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg e. V. (AVL) ins Leben gerufen hatte. Dies war der Auslöser für einen Anstoß zur erneuten Prüfung einer Reaktivierung der Bahnstrecke Lüneburg – Amelinghausen. Ziel sollte eine schnelle schienengebundene Anbindung des Umlandes an die Hansestadt Lüneburg, einhergehend mit einer entsprechenden Verminderung des motorisierten Individualverkehrs, sein. Das entspreche auch der Beschlussfassung des Verkehrsausschusses, der ausschließlich den Personenverkehr fordere. Dabei wurde auch klar formuliert, dass keine Haltestellen im Stadtgebiet gewollt waren, was im Ortsrat Oedeme kontrovers diskutiert wurde. Dies stehe u. a. mit den Geschwindigkeiten auf der Bahnstrecke Lüneburg – Amelinghausen im Zusammenhang. Bei der ursprünglichen Reaktivierungsuntersuchung habe sich kein Zeitvorteil gegenüber dem ÖPNV ergeben, was jedoch bei einem Wegfall von Haltestellen zutreffen und damit für eine Reaktivierung der Bahnstrecke sprechen würde. Darüber hinaus verweist Stadtrat Moßmann auf die bereits erwähnten hohen Investitionskosten, die gedeckt werden müssten, aber nicht von der Hansestadt Lüneburg geleistet werden könnten.
Zur Häufigkeit des Bahnbetriebes unterstreicht Stadtrat Moßmann die Auffassung, dass auf der Bahnstrecke früher schon immer Bahnverkehr stattgefunden habe, und zwar mehr, als es heute mit zwei Zügen pro Tag der Fall sei. Jeder, der in der Nähe wohne oder später zugezogen sei, wisse von der Bahnstrecke. In Sachen Lärmschutz möge bitte auch einmal die Lärmbelastung der Anwohnerschaft der Hauptstrecke Hamburg - Hannover mit mehreren hundert Zügen pro Tag zum Vergleich herangezogen werden.
Hinsichtlich der Sicherungsmaßnahmen weist Stadtrat Moßmann darauf hin, dass verkehrliche Aspekte zu berücksichtigen seien und natürlich die Landeseisenbahnaufsicht bei dieser Prüfung beteiligt werden müsse. Diesen Prüfauftrag würde er bei entsprechender Beschlussfassung des Ortsrates Oedeme zusagen und in einer weiteren Sitzung erneut im Ortsrat Oedeme informieren.
Ortsbürgermeisterin John bedankt sich bei Herrn Schülke für die ausführlichen Informationen. Beschluss:
Der Ortsrat Oedeme nimmt den Sachstand zur Kenntnis und beschließt einstimmig, die Verwaltung möge unter Einbeziehung der OHE und der Landeseisenbahnaufsicht prüfen, welche Möglichkeiten zur besseren Absicherung bestehen und dem Ortsrat Oedeme zeitnah berichten, so dass entsprechend Mittel in den städtischen Haushalt eingestellt werden könnten. Abstimmungsergebnis:
Ja-Stimmen: Nein-Stimmen: Enthaltungen:
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