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Auszug - Sicherung des Standortes der Universität und der Fachhochschule Lüneburg (Anfrage der Gruppe SPD/FDP vom 25.07.03, hier eingegangen am 29.07.03)  

 
 
öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Rates der Stadt Lüneburg
TOP: Ö 6.2
Gremium: Rat der Hansestadt Lüneburg Beschlussart: zur Kenntnis genommen
Datum: Do, 28.08.2003    
Zeit: 17:00 - 19:37 Anlass: Sitzung
Raum: Huldigungssaal
Ort: Rathaus
VO/0659/03 Sicherung des Standortes der Universität und der Fachhochschule Lüneburg (Anfrage der Gruppe SPD/FDP vom 25.07.03, hier eingegangen am 29.07.03)
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Anfrage der Gruppe SPD / FDP
Verfasser:Jutta BauerAktenzeichen:01 R
Federführend:01 - Büro der Oberbürgermeisterin Beteiligt:Fachbereich 4 - Kultur
Bearbeiter/-in: Bauer, Jutta   
 
Wortprotokoll

Beratungsinhalt:

 

Beratungsinhalt:

 

Stadtdirektor KOCH teilt mit, die Stadt sei frühzeitig von der Universität und der Fachhochschule über die geplanten Einsparungen im Hochschulwesen informiert und in die Überlegungen einbezogen worden, wie dem entgegengewirkt werden könnte. Oberbürgermeister Mädge habe bereits vor rund einem Monat im Auftrag des Verwaltungsausschusses beim niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur gegen die Pläne interveniert. In der Antwort vom 06.08.03 weise der Minister u.a. darauf hin, dass die vorgetragenen Argumente in die Entscheidungsfindung einbezogen würden. Trotzdem lasse sich, bezogen auf das Land Niedersachsen insgesamt, die Einstellung von Studiengängen oder die Schließung ganzer Fachbereiche möglicherweise nicht vermeiden. Die Summe von 40,6 Mio. €, die die niedersächsischen Hochschulen insgesamt einzusparen hätten, stehe weiterhin fest. Für die Lüneburger Hochschulen sei eine Rückenstärkung durch Rat, Verwaltung und Organisationen wie die Industrie- und Handelskammer sicherlich wertvoll. Die IHK erarbeite zur Zeit eine Resolution zu der Thematik. Wie weiter zu verfahren sei, um das Unheil abzuwenden, werde momentan zwischen der Stadt und den Hochschulen abgestimmt. Eine Schwächung des örtlichen Hochschulstandortes würde einen erheblichen wirtschaftlichen Nachteil für die Stadt nach sich ziehen. Der Verlust von etwa einem Viertel der Studierenden wäre für Lüneburg nicht so leicht kompensierbar und auch die Auswirkungen auf die Fachhochschulstandorte Suderburg und Buxtehude dürften nicht unterschätzt werden.

 

Ratsherr DÖRBAUM meint, die Zahlen der Studierenden an den Lüneburger Hochschulen sprächen für sich. Allein 2.200 Studenten und 3 Bewerber pro Studienplatz im Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zeigten ganz deutlich die Beliebtheit und gute Auslastung der Universität. Natürlich müsse gespart werden, fraglich sei aber, ob dies ausgerechnet bei der Bildung geschehen sollte, die das höchste Gut sei, das man der nachfolgenden Generation mit auf den Weg geben könne. Die Lüneburger Universität sei im Übrigen schon jetzt im Vergleich mit anderen Hochschulen des Landes personell sehr schlecht ausgestattet. Für die Stadt Lüneburg stehe bei einer Verkleinerung des örtlichen Hochschulstandortes auch der Stellenwert als Oberzentrum in Nordostniedersachsen auf dem Spiel. Wichtig sei daher eine differenzierende, vorausschauende Planung bei den geforderten Einsparungen. Die Arbeit der Hochschulen dürfe keinesfalls beeinträchtigt werden. Er fordert insbesondere die Landtagsabgeordneten auf, sich in Hannover dafür einzusetzen.

 

Beigeordneter ALTHUSMANN weist darauf hin, dass die dringend notwendigen, wesentlichen Strukturveränderungen an den Hochschulen in den vergangenen 13 Jahren leider nicht vorgenommen worden seien. Längst hätten Auslastungen und Verbesserungsmöglichkeiten überprüft werden müssen. Der Hochschulstandort Lüneburg sei sicher und solle keineswegs geschlossen werden. Der Landesregierung gehe es darum, Schwächen abzubauen, z.B. gebe es allein in Niedersachsen 5 Standorte für den Studiengang Sozialpädagogik, aber nicht genügend Studienanfänger in diesem Fach. Geringe Studierendenzahlen an einigen Hochschulen bedeuteten aber hohe Subventionskosten und seien ein nicht mehr zeitgemäßer Luxus. Insbesondere solle künftig die Forschung finanziell gefördert werden. Im Vergleich der Forschungsleistungen von 79 deutschen Universitäten stehe die Lüneburger Universität leider nur auf dem viertletzten Platz. Hier sei offenbar mehr in den Bau von Hörsälen als in die Personalausstattung investiert worden, die im übrigen nicht Ländersache sei. Die dramatische Haushaltslage, welche die neue Regierung nicht zu verantworten habe, erfordere leider Kürzungen in allen Ressorts. Auch in Lüneburg werde es sicherlich Strukturänderungen im Hochschulbereich geben. Dazu müsse intensiv beraten werden, inwieweit die Verwaltungsbereiche von Universität und Fachhochschule zusammengelegt werden könnten, um unter Beibehaltung beider Profile wirtschaftlicher zu arbeiten. Ziel sei insgesamt die Optimierung der Forschungs- und Lehrlandschaft in Niedersachsen. Eventuell würden dabei ja auch Studiengänge von einem anderen Standort nach Lüneburg verlagert werden. Die Leitungen der Lüneburger Hochschulen hätten diesen Weg bereits als Chance begriffen, den hiesigen Standort zentralisiert zu stärken und würden sich in den schon laufenden Gesprächen sehr kooperativ zeigen. Nahezu alle Präsidenten der niedersächsischen Hochschulen hätten übrigens bestätigt, dass der eingeschlagene Weg, hochschul- und wissenschaftspolitisch richtig sei.

 

Bürgermeisterin SCHELLMANN bestätigt, dass in Lüneburg in den letzten Jahren mehr in den Bau der Universität als in ihr Personal investiert worden sei. Um so erstaunlicher und höher zu bewerten sei aber der Erfolg, den sie trotzdem auf Lehr- und Forschungsebene verzeichnen könne. Sie zeigt die Vorzüge und Probleme der Lüneburger Universität auf, die bei den Studierenden trotz ihrer schlechten Personalausstattung offensichtlich sehr beliebt sei und bittet darum, diese Gesichtspunkte in die Abwägung mit einzubeziehen, wenn es zu entscheiden gelte, an welchen Orten Studiengänge verlagert oder zusammengelegt werden sollen.

 

Ratsfrau VERLINDEN bezweifelt, dass die niedersächsischen Universitäten durch Einsparungen und fragwürdige Umstrukturierungen attraktiver werden können. Eigentlich würde eher mehr Personal und mehr Geld benötigt. Wenn neben der Erhebung von Einschreibe- und Studiengebühren nun auch noch die Ausstattung der Hochschulen weiter verschlechtert werde, sei in Kürze eine Massenflucht der Studierenden in andere Bundesländer zu befürchten. Die Landesregierung nehme die Bedeutung der Hochschulen augenscheinlich nicht ernst genug. Sie verkümmern zu lassen, sei keine nachhaltige Strategie. Es gebe an den Hochschulen keine Einsparpotentiale, ohne erhebliche Qualitätsminderungen in Kauf zu nehmen, dies gelte auch und gerade für die Universität Lüneburg. Wenn gespart werden müsse, dann besser dort, wo Studiengänge nicht mehr ausgelastet seien. Das sei in Lüneburg jedoch nicht der Fall, daher sei es nicht einsehbar, dass die örtlichen Hochschulen einen überproportionalen Anteil der Einsparsumme tragen sollen. Der Faktor Hochschule sei zudem auch für die Lüneburger Wirtschaft ein wichtiger Standortvorteil. Ratsfrau VERLINDEN fordert die Landesregierung auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen, landesweit ausreichende und qualitativ hochwertige Studienmöglichkeiten anzubieten und bereit zu sein, darin zu investieren.

 

Beigeordneter FIRUS bittet Beigeordneten Althusmann eindringlich, sich im Landtag vehement dafür einzusetzen, dass die funktionierenden Strukturen der Lüneburger Universität und Fachhochschule nicht durch die geplanten Einsparungen zerstört werden. Er verweist ebenfalls auf die hohe Zahl der Studienanfänger in Lüneburg. Man dürfe das nicht auf Grund der angeblich mangelnden Qualität der Forschung aufs Spiel setzen, die sich auch auf die geringe Personalausstattung einer relativ jungen Universität zurückführen lasse. Im Bildungsbereich dürfe weder bei den Schulen noch bei den Hochschulen gespart werden, denn die Zukunft liege im Wissen der nachfolgenden Generationen.

 

Stadtdirektor KOCH ergänzt, die Bewerberquote habe sich den aktuellen Zahlen zufolge noch verbessert, pro Studienplatz an der Universität gebe es inzwischen durchschnittlich 5,7 Bewerber. Das zeige deutlich die Attraktivität des Hochschulstandortes Lüneburg. Im übrigen werde sich Lüneburg um den Titel Stadt der Wissenschaft bewerben, den der Stifterverband für die Wissenschaft jährlich ausschreiben wolle. Damit seien Preisgelder in einer Größenordnung von mehr als 100.000 € verbunden. Die Stadt werde gemeinsam mit der Universität und Fachhochschule ein Konzept erarbeiten und rechne sich auf Grund der außerordentlichen Entwicklung der gesamten Region in den letzten 10 Jahren zum Hochschulstandort gute Chancen auf eine Berücksichtigung aus.