Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Fachbereichsleiterin
SCHRÖDER-EHLERS teilt mit, die Stadt mache seit 1995 aktive
Agenda-Arbeit. Die Bilanz über die Vielzahl der Projekte, die im Rahmen der
Agenda 21-Arbeit bis zum Ausscheiden der Agenda-Beauftragten im Sommer 2002
durchgeführt wurden, sei bereits mehrfach in den Fachausschüssen vorgestellt
worden. Es sei keine Evaluation im klassischen Sinne, biete aber einen sehr
guten Überblick über die sehr erfolgreiche Agenda-Arbeit in Lüneburg.
Vorzeigeprojekte seien u.a. der Lüneburger Wasserturm und die Zertifizierung
der Universität Lüneburg. Der Bereich Umwelt sei momentan für die Fortführung
der Agenda-Arbeit zuständig, könne sie aber natürlich nicht im vollen
bisherigen Umfang fortsetzen. Trotzdem seien seither gute Projekte, wie z.B.
das Schaufensterprojekt oder das Wochenende für den Naturschutz durchgeführt
worden. Im Ilmenauprojekt würden derzeit umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen
für den Natur- und Hochwasserschutz geplant. Die Agenda-Arbeit solle auch
zukünftig in dieser Form fortgeführt werden, dabei müsse aber leider hingenommen
werden, dass die allgemeine Haushaltslage eine Wiederbesetzung der Stelle im
Moment nicht zulasse. Diese komme frühestens im Jahr 2007 in Betracht. Ratsfrau LEECK unterstreicht
die Wichtigkeit dieser Stelle und findet es falsch, die Wiederbesetzung so
lange hinauszuzögern. Ratsfrau Verlinden könne an der heutigen Ratssitzung
nicht teilnehmen, daher trage sie die von ihr vorbereitete Rede vor: 20% der
Weltbevölkerung besäßen 80% des Reichtums und verbrauchten 80% der Ressourcen.
Die Wirtschaftsweise der Industrieländer sei zum größten Teil verantwortlich
für Armut, Naturkatastrophen und Klimawandel auf der Welt. Um uns nachhaltig zu
entwickeln, bedürfe diese schädliche ressourcenaufwändige Wirtschafts- und
Konsumweise dringend einer Modernisierung. Eine Agenda-Stelle vor Ort könne
dazu beitragen, dies zu koordinieren. Die Zukunft der Menschheit könne nur dann
gesichert werden, wenn man die Lebensweise in den Industrieländern ändere und
so zum Vorbild für andere Staaten werde. Dies stehe so und ähnlich in den
Grundsatzprogrammen von CDU, SPD und FDP. Leider nähmen sie es aber mit der
Umsetzung nicht so ernst und die Kommunen versuchten häufig, sich ihrer
Verantwortung zu entziehen, sobald die finanzielle Lage schlechter werde. Dabei
sei das lediglich eine Frage der Prioritätensetzung und hier seien Menschen in
der ganzen Welt betroffen. Ratsfrau LOTZE meint,
Agenda-Arbeit sei keine Frage des Stellenplans, sondern Sache des Mitmachens
der Bürgerinnen und Bürger und des verantwortungsvollen Handelns der Räte. Eine
nachhaltige Entwicklung werde durch Berücksichtigung der Aspekte Ökologie,
Ökonomie und soziale Sicherung bei allen Maßnahmen und Entscheidungen
gesichert. Es müsse abgewogen werden, wie Agenda-Arbeit mit vertretbaren
Mitteln zielgerichtet geleistet werden könne. Die Stadt habe in den letzten
Jahren bereits erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet geleistet und werde dies
auch fortführen und intensivieren. Die SPD entziehe sich keineswegs der
Verantwortung und wisse die Arbeit beim Bereich Umwelt in guten Händen, bis
eine Wiederbesetzung der Agenda-Stelle finanziell wieder möglich sei. Bürgermeisterin
SCHELLMANN lobt ebenfalls die Arbeit der Agenda-Beauftragten. In
der momentanen prekären finanziellen Haushaltslage müsse jedoch jede
Einsparmöglichkeit genutzt werden. Trotzdem müsse und werde weiterhin eine
nachhaltige Entwicklung betrieben werden. Wenn dies nicht befolgt werde, würden
sich die Kosten potenzieren und den nachfolgenden Generationen aufgebürdet. Das
Handlungs- und Aktionsprogramm für den lokalen Agenda 21-Prozess müsse
weitergeführt und Perspektiven für die Weiterentwicklung und den Kontinuitätsprozess
aufgezeigt werden. Es sollte überlegt werden, die Umweltverbände und andere
Kooperationspartner vor Ort stärker einzubeziehen und in der Art eines
rotierenden Vorsitzes die Möglichkeit zu geben, ihre Ziele mit Unterstützung
durch den Rat effektiver zu verfolgen und finanzielle Mittel für deren
Umsetzung einzuwerben. Ratsherr
WOLTER stimmt seiner Vorrednerin zu. Die Arbeit sei zwar wichtig, die halbe
Stelle müsse aber zunächst aus Kostengründen gestrichen werden. Der Bereich
Umwelt werde die Aufgaben übernehmen und fortführen und habe dies seit dem
Ausscheiden der Agenda-Beauftragten im Sommer 2002 bereits zur vollen
Zufriedenheit erledigt. Die geplanten Projekte würden mit viel Ideenreichtum
und Elan angegangen und durchgeführt. Ratsherr
MEIHSIES entgegnet, die Stelle sei wichtig als eine Art Motor, der die Sache
vorantreibe. Die Arbeit könne nicht nebenbei mit erledigt werden. Eine Umsetzung
des Vorschlags der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, die Agenda-Stelle mit einer
Moderatorenstelle für die Konversion der Schlieffen-Kaserne zu verknüpfen, sei
leider nicht in Betracht gezogen worden. Beigeordneter
FIRUS weist den Vorwurf der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen ausdrücklich zurück,
dass die SPD sich vom Agenda-Prozess verabschiedet habe. Sie sei im Gegenteil
eine treibende Kraft in diesem Prozess und stelle sich mit der Verwaltung und
den anderen Fraktionen im Rat den Anforderungen dieser Querschnittaufgabe in
allen Bereichen. Die Agenda 21 sei keineswegs nur auf Umweltaspekte beschränkt,
sondern müsse u.a. auch bei der Bauleitplanung, der Wirtschaftsförderung und
–politik sowie im sozialen und kulturellen Bereich berücksichtigt werden. Er würde
sich wünschen, dass in dieser Frage alle Fraktionen am gleichen Strang ziehen
und das Machbare verfolgen. Beigeordneter
ALTHUSMANN widerspricht den Vorwürfen der Grünen ebenfalls. Agenda
21 und die Frage des Umweltschutzes sei schon seit Jahrzehnten Thema der
Politik und Gesellschaft. Mit einer halben Stelle mehr oder weniger würden die
elementaren Probleme, wie man Umwelt, Naturschutz, ökonomische Belange sowie
die Belange des sozialen Zusammenlebens der Menschen in einen vernünftigen
Zusammenhang bringen könne, mit Sicherheit auch nicht gelöst. Ratsherr
MEIHSIES erinnert an einige Vorschläge der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, die
sich auf die Initiierung von Agenda-Prozessen außerhalb des Natur- und
Umweltschutzes bezogen hätten und von der Mehrheit im Rat abgelehnt worden
seien. Er bleibe bei der Ansicht, dass sich die übrigen Fraktionen im Rat aus
der ernsthaften Agenda-Diskussion verabschiedet hätten Oberbürgermeister
MÄDGE macht deutlich, mit einer halben Stelle für die Agenda-Arbeit lasse sich
in einer Stadt der Größenordnung von Lüneburg auf Dauer sowieso nicht viel
bewegen, dazu brauche man unbedingt die Mitarbeit der Umweltverbände, der
Kreishandwerkerschaft, der IHK und aller Beteiligten. Die Agenda-Beauftragte
habe während ihrer Tätigkeit die notwendige Vernetzung zwischen den Verbänden
und Institutionen aufgebaut. Es sei bedauerlich, dass sie ausgeschieden sei,
die Stadt hätte sie gern weiterbeschäftigt. Die Situation sei jetzt aber anders
und wenn man es genau betrachte, zeige sich, dass Agenda-Arbeit in der
Verwaltung bereits ganz selbstverständlich in allen Bereichen stattfinde, z.B.
im Planfeststellungsverfahren für das 3. Gleis, bei der Abwicklung von
Bauaufträgen für die PCB-Sanierung der Schulen, bei der Ausweisung von
Baugebieten usw. Der Bereich Umwelt werde die Koordination und Steuerung der
Projekte übernehmen. Bei von der EU oder vom Land geförderten Projekten könne
man projektorientiert Mitarbeiter einsetzen und man hoffe auch auf die
Beteiligung engagierter Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Umwelt der
Universität Lüneburg. In dieser Wahlperiode werde die Stelle auf keinen Fall
nachbesetzt werden. Man müsse zunächst die Kernaufgaben der Stadt sichern, um
handlungsfähig zu bleiben. Beschluss: Der Rat der Stadt Lüneburg nimmt
Kenntnis. (3) |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||