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Beratungsinhalt:
Beigeordneter Blanck merkt einleitend an, dass der Forstwirtschaftsbericht 2012 allen Ausschussmitgliedern mit der Einladung übersandt wurde, so dass auf einen gesonderten ergänzen den Vortrag verzichtet werden kann.
Ratsfrau Thielbörger stellt fest, dass die städtischen Forsten vorrangig der Naherholung dienen und die Bewirtschaftung der Forsten auf Nachhaltigkeit basiert. Das trotz dieser Vorgaben ein Überschuss erwirtschaftet werden konnte, hält sie für lobenswert.
Ratsfrau Schellmann geht ein auf die Eigentumsverhältnisse der Stadtforst. Der Auflistung ist zu entnehmen, dass über die Hälfte der Waldflächen sich im Eigentum von der Stadt verwalteter Hospitäler befindet. Für sie ist nicht erkennbar, inwieweit sich ggf. defizitäre Bereiche im Stadtforst konkret dem jeweiligen Eigentümer zurechnen lassen.
Herr Stall – Bereich 74 – merkt hierzu an, dass die Struktur, die Baumarten als auch das Alter der Bäume in allen Bereichen der Stadtforst nahezu identisch und damit vergleichbar seien. Insofern haben sich alle 3 Waldbesitzer darauf verständigt, dass ein einheitlicher Flächenschlüssel Grundlage aller Berechnungen sein soll. Sowohl Einnahmen als auch Ausgaben werden nach diesem Flächenschlüssel behandelt. Einzige Ausnahme ist, dass für den Erholungswaldanteil primär nur die Stadt zuständig sei. Mit diesen Kosten werden die Hospitäler anteilig nicht belastet.
Ratsfrau Schellmann entnimmt dem Forstwirtschaftbericht, dass nicht soviel eingeschlagen wird, wie es der jährliche Zuwachs zulassen würde, ohne dass die Nachhaltigkeit davon betroffen wäre. Für den Holzerzeuger stehen die Preise derzeit günstig. Sie möchte wissen, warum die derzeitige Situation der hohen Holzpreise nicht in dem Maße ausgenutzt werde, wie dies möglich wäre.
Herr Stall – Bereich 74 – bringt in Erinnerung, dass bei der Vorstellung früherer Jahresberichte bereits darauf hingewiesen wurde, dass zwischen 6 – 7 % des Waldbestandes nicht bewirtschaftet werden und demzufolge beim Holzeinschlag außen vor seien. Gründe dafür sind mannigfaltig. Teilweise liegen diese Bereiche sehr abgelegen oder es handelt sich um sumpfige Erlenbrüche, die mit Maschinen nicht zu bearbeiten und unter betriebswirtschaftlichen Gründen zu vernachlässigen sind. Gleichzeitig aber sind solche Flächen aus ökologischer Sicht sehr wünschenswert. Diese ca. 7 % nicht bewirtschaftete Waldflächen produzieren aber auch Holzzuwachs, der allein schon die nachgefragte Differenz erklärt. Nicht in dem Umfang Holz zu fällen wie er jährlich nachwächst bedeutet letztendlich aber auch, dass der Holzbestand kontinuierlich zunimmt und dadurch immer wertvoller wird. Im Berichtszeitraum 2012 betrug der Zuwachs an Holz in der Stadtforst 2310 Festmeter.
Ratsherr Meißner entnimmt der Aufstellung der Waldflächen (Seite 11), dass diese sich im Jahre 2002 um 21 ha vermindert haben. Im Jahre 2011 stieg die Waldfläche dann wieder um 7 ha an. Er möchte wissen, ob es dafür eine Erklärung gibt.
Herr Stall – Bereich 74 – weist darauf hin, dass im Jahre 2002 ca. 20 ha Fläche an die GfA abgetreten wurde. Flächenzuwächse in Größenordnung von 6 ha resultieren aus der am Klosterkamp gelegenen Aufforstungsfläche sowie eine kleine durch Birkenwildwuchs entstandene Waldfläche am Ochtmissen Kirchsteig.
Ratsherr Meißner möchte ergänzend wissen, in welcher Größenordnung sich Neuaufforstungen abspielen.
Herr Stall – Bereich 74 – weist darauf hin, dass seit dem Jahre 2006 überhaupt keine Nadelbäume mehr gepflanzt werden. Jährlich werden zwischen 25.000 und 35.000 Stück Laubbäume gepflanzt. Die Pflanzungen finden ausschließlich unter Nadelbaumbeständen statt. Zirka 3.000 Stück Bäume werden pro Hektar gepflanzt. Dadurch wird erreicht, dass dauerhaft jedes Jahr ca. 10 – 12 Hektar Nadelwald in Laubwald umgewandelt wird. Ein Vergleich Anzahl der eingeschlagenen Bäume zu neu gepflanzten ist nicht möglich. Hingewiesen wird darauf, dass ein Vielfaches der gepflanzten Bäume durch Aussaat der Bäume selbst entsteht. Dabei handelt es sich um eine auch gewollte Naturverjüngung. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in der Stadtforst viel Einschlag von Nadelholz vorgenommen wird, gleichzeitig aber ausschließlich Laubbäume nachgepflanzt werden.
Herr Dammann – BUND – hat den Erläuterungen entnommen, dass die 6 – 7 % nicht bewirtschafteter Waldflächen sich überwiegend in den Randbereichen abspielen. Er merkt an, dass Empfehlungen dazu raten, den Anteil von nicht bewirtschafteten bzw. sich selbst überlassenen Waldflächen auf 10 % des Waldbestandes zu erweitern. In diesem Zusammenhang erinnert er an die bereits im letzten Jahr vorgetragene Anregung, diese Flächen GPS-unterstützt einmessen zu lassen und als solche auszuweisen. Dadurch könnte eine bessere Nachvollziehbarkeit im Internet erreicht werden.
Herr Stall – Bereich 74 – führt aus, dass, wenn man auch sonst oft einer Meinung sei, er in dieser Sache eine andere Meinung vertritt. Mit großer Sorge verfolgt er die Berichterstattung über diese Thematik in der forstwirtschaftlichen Fachpresse. Das Ansinnen, sich selbst überlassene Flächen nachprüfbar zu erfassen und darzustellen, rührt ursächlich nach seiner Einschätzung darauf, dass es ein bestehendes Misstrauen der Naturschutzverbände gegenüber den Waldbesitzern gibt. Es ist ein Irrglaube, als Gradzahl eines ökologischen Waldanbaus eine Prozentzahl nichtbewirtschafteter Flächen zugrunde legen zu können. Der Trend in der Bewirtschaftung geht immer mehr dahin, dass auf den verbleibenden bewirtschafteten Flächen die Zielsetzung verfolgt wird, durch immer weiter verbessertes Saatgut die Umtriebzeiten zu verkürzen und damit langfristig die Erträge zu erhöhen. Die Bewirtschaftung der Stadtforsten folgt diesem Trend nicht. Vielmehr wird bei uns zwischen März und August eine Einschlagpause eingelegt. In der Stadtforst bleiben in den Bereichen, in denen es sich anbietet, 5 – 10 alte Bäume stehen, die in das Endalter einwachsen können. Bäume können dadurch altersmäßig zu einem Methusalem werden. Das verstehen wir als Indikativen Naturschutz. Es ist insofern keine zielführende Größe im Sinne des Naturschutzes, nur einfach eine Prozentzahl nach oben zu setzen. Viel wichtiger und wertvoller ist es vielmehr, betriebswirtschaftlich gesehen Ökologie und Ökonomie zusammen zu bringen. Dies bedeutet aber auch, dass ein hohes Vertrauen zwischen Naturschutz- und Betriebswirtschaftsseite bestehen muss. Keinesfalls soll jedoch der Eindruck entstehen, dass man sich dem Gedanken des Naturschutzes verweigert. Dies kann man aber dadurch besser zum Ausdruck bringen, indem man sich beim Naturschutz nicht auf die angesprochenen 10 % Fläche reduziert, sondern den Naturschutzgedanken für die Gesamtflächen nicht außen vor lässt.
Herr Dammann – BUND – ist auch gegen eine solche Trennung. Er geht davon aus, dass naturgemäß Waldbewirtschaftung für alle Flächen das Thema sein muss. Dennoch ist für ihn die Zielsetzung, 10 % unbewirtschaftete Waldflächen zu erreichen, nach wie vor die Vorgabe. Es ist für ihn ein ökologisch höherer Ansatz, weil damit für Teilbereiche auch ein urwaldähnlicher Charakter in der Forst sich ausbilden könnte, welcher sowohl für Mensch als auch für Tier eine neue Erfahrung darstellen würde. Urwaldähnliche Forstbereiche sich entwickeln zu lassen, stellen für ihn auch eine Zielgröße dar. Eine Nutzung des Waldes wird dadurch nicht beeinträchtigt. Der Ansatz, einzelne Bäume zu einem Methusalem wachsen zu lassen, hält er für einen guten Ansatz. Im Ergebnis können die geschilderten Maßnahmen jedoch nur als Ergänzung zu der eigentlichen Zielsetzung gesehen werden. Eine Nachvollziehbarkeit und Nachprüfbarkeit zu erlangen ist insbesondere auch für die uns nachfolgenden Generationen wichtig. Eine GPS-gestützte Kartographisierung ist für ihn insofern unabdingbar. Beides zusammen stellt für ihn keinen Widerspruch, sondern eher eine vertiefende Sichtweise dar.
Herr Stall – Bereich 74 – weist darauf hin, dass Europa im Jahre 2020 seinen Holzbedarf wird nicht mehr selbst decken können. Dies führt unweigerlich dazu, dass in den Wäldern, die nicht irgendeinem Schutzbereich zugerechnet werden, dass sich deren Nutzung intensivieren wird. Genau das kann aber nicht im Interesse der Naturschutzverbände liegen. Auch liegt dies nicht im Interesse progressiv denkender Waldbesitzer. Im Lager der Forstleute besteht jetzt schon ein ganz harter Kampf, weil auch wir schon mit unserem Ansinnen, naturbemessenen Waldbau zu betreiben, als realitätsfern bezeichnet werden.
Herr Dammann – BUND – hält es gerade wegen der vorgebrachten Argumente für wichtig, dass die technologiegestützte Waldbewirtschaftung auf solchen Flächen außen vor gelassen und eine Dokumentation vorgenommen wird. Dies auch deshalb, damit in späteren Zeiten nicht von politischer Seite eine ökonomische Nutzung drübergelegt werden kann.
Ratsfrau Hillmer weist auf den im Rosenkamp im Ortsteil Oedeme angelegten Geburtenwald hin. Sie möchte wissen, wer für die Unterhaltung und Pflege zuständig ist. Mehrere der dort gepflanzten Bäume erwecken den Anschein, dass sie vertrocknet sind.
Bereichsleiter Zurheide merkt an, dass die Unterhaltung der Fläche und damit auch die Unterhaltung dieser Bäume der AGL obliegt. Die gepflanzten Eichen werden aber wahrscheinlich vom Splintkäfer befallen sein. Personell nicht leistbar ist es, die Bäume ständig in Beobachtung zu halten. Junge Eichen sind leider noch nicht widerstandsfähig genug, um den Befall des Splintkäfers aus eigener Kraft zu widerstehen. Auch wenn es optisch den Anschein erweckt, dass die Bäume vertrocknet seien, so ist ursächlich für das Eingehen der Bäume vorrangig in dem Schädlingsbefall zu sehen.
Ratsherr Meißner möchte zum Verständnis noch einmal klargestellt wissen, ob der Flächenanteil von 10 % aus der Nutzung genommener Waldflächen auch eine Zielsetzung sei, die in der Bewirtschaftung der Stadtforst angestrebt werde, oder ob es sich quasi nur um eine Wunschvorstellung der Naturschutzverbände handelt.
Herr Stall – Bereich 74 – erklärt, dass man für die Bewirtschaftung der Stadtforst diese Zielgröße noch nicht formuliert habe.
Ratsherr Meißner hat vor wenigen Tagen einen Fernsehbeitrag über den Raubbau in den Wäldern in Naturschutzgebieten in Rumänien gesehen. Völlig unverständlich ist für ihn, dass noch heute in einem EU-Staat solche Zustände herrschen. Er unterstreicht, dass man sich mit der in der Stadtforst praktizierten naturgemäßen und nachhaltig durchgeführten Waldbewirtschaftung auf einem guten Weg befindet.
Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor.
Beschluss: Der Forstwirtschaftsbericht 2012 wird von den Mitgliedern des Grünflächen- und Forstausschusses einvernehmlich zustimmend zur Kenntnis genommen. |
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