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Ratsherr VÖLKER fasst kurz zusammen, der Entwurf sei in der Presse und vielen Leserbriefen sehr kontrovers diskutiert worden, nachdem der Verein Lüneburger Kaufleute seine Pläne vorgestellt habe, das vor rund 10 Jahren von einer Jury ausgewählte Brunnenmodell jetzt auf dem Platz Am Sande zu realisieren. Er bittet die Künstlerin Frau Waschk-Balz, dem Ausschuss ihren Entwurf und die aktuell überarbeitete Fassung zu erläutern.
Frau WASCHK-BALZ erklärt, sie habe den damaligen Entwurf nur in kleinen Details verändert, da sie davon ausgehe, dass man den Entwurf immer noch so realisieren wolle, wie er damals im Wettbewerb ausgewählt wurde, sonst hätte man sicherlich eine neue Ausschreibung gemacht. Sie habe den Brunnen zeitlos konzipiert, so dass er auch nach Jahrzehnten noch gut wirken werde. Lediglich einige Details, die ihr selbst nicht optimal gelöst erschienen, habe sie jetzt verändert. Sie sei von einem säulenförmigen Brunnenmodell ausgegangen, bei dem das Wasser über verschiedene Ebenen und Schalen nach unten geleitet wird. Sie kombiniere gern figurative Elemente mit architektonischen und organischen Formen, wobei es nicht um eine naturalistische Darstellung gehe, oder darum, eine Geschichte zu erzählen. Sie meine, ein Brunnen solle eine heitere Angelegenheit sein und nicht mit komplizierten Themen überfrachtet werden, da es sich nicht um ein Denkmal handele. In dem Entwurf habe sie sich an den Formen der Architektur der Umgebung orientiert und diese aufgegriffen. Aus der Ferne wirke das Modell nicht zu kompakt und schwer vor der Fassade der IHK und aus der Nähe gebe es auf allen Seiten andere Details zu entdecken. Hergestellt werde der Brunnen aus Bronze, was sich als besonders robust und widerstandsfähig erwiesen habe. Die obere Figur stelle einen Grapengießer dar, da im Wettbewerb ausdrücklich ein historischer Bezug gefordert worden war. Die übrigen Figuren seien nicht mit einer spezifischen Bedeutung aufgeladen und stünden damit für den Betrachter frei zur eigenen Interpretation oder Assoziation, das mache die Sache auf Dauer spannender. Anhand des neuen Modells und von Zeichnungen zeigt Frau WASCHK-BALZ, welche Details sie überarbeitet hat. Sie beantwortet Fragen der Ausschussmitglieder. Der Brunnen werde im Vergleich zu der dominanten Architektur des Platzes eher zierlich sein und sich nicht in den Vordergrund drängen, somit sei auch nicht zu befürchten, dass er die Wirkung der Häuser negativ beeinträchtigen werde. Insgesamt werde er mit Sockel etwa 3,60 m hoch sein.
Um einen Kritikpunkt aus der Bevölkerung auszuräumen, der Grapengießer sei völlig falsch dargestellt, zeigt Herr MEYER, der für den Unterbau des Brunnens beauftragte Architekt, einen Grapen, den er mitgebracht hat und einige Bilder, um zu verdeutlichen, dass dies ein großer Kochtopf bis zu 60 cm Durchmesser für offene Feuerstellen gewesen ist, kein niedlich kleines Gefäß. Daraus folge, dass für die Herstellung eine große Masse an Eisen benötigt wurde und das Gießen kein leichtes Handwerk gewesen ist. In der Grapengießerstraße habe es nachweislich mehrere Eisengießerbetriebe gegeben.
Frau WASCHK-BALZ stellt zur Debatte, wie weit der Anspruch an eine realistische Darstellung hier die künstlerische Freiheit einschränken soll. Wenn man so weit gehen wolle, könne man auch fordern, dass der Gießer auf dem Brunnen einen Grapen gießen müsse, das würde jedoch nicht in ihr künstlerisches Konzept des Brunnens hineinpassen und Grapengießer hätten sicherlich auch andere Gebrauchsgegenstände gegossen.
Ratsherr VON MANSBERG ist der Meinung, der Entwurf sei in einem Wettbewerb von einer Fachjury ausgewählt worden und wird damit nach deren Ansicht wohl der Beste gewesen sein. Es handele sich dabei um ein Kunstwerk, das eine Auseinandersetzung mit einem Stück Realität, einem Stück Umgebung und einem Stück Geschichte darstelle. Auseinandersetzung bedeute aber nicht Abbildung, sondern Reaktion und es sei ganz natürlich und auch gewünscht, dass es eine Reaktion bei den Betrachtern auslöst. Es könne nicht das Ziel eines Kunstwerkes sein, Geschichtsunterricht zu betreiben. Der Brunnen sei ein Wasserspiel, das Freude beim Betrachten machen solle, zur individuellen Interpretation einlade und damit zum Erlebnis werde. Der Platz könne dieses spielerische Element gut vertragen und brauche keine belehrenden Gegenstände. Kunstwerke seien immer eine Geschmacksfrage und würden niemals allen gleichermaßen gefallen. Das bürgerschaftliche Engagement, diesem Entwurf nach so langer Zeit jetzt doch zur Realisierung zu verhelfen, sei beachtlich und hoch zu würdigen. Der Platz habe sich im vergangenen Jahrzehnt nicht so gravierend verändert, dass der damals von einer Fachjury ausgewählte Entwurf dort nun nicht mehr hineinpassen sollte, daher sei er überzeugt, dass hier der richtige Weg eingeschlagen worden sei.
Professor DR. ALPERS meint ebenfalls, mit Kunstwerken werde man immer von der einen oder anderen Seite Kritik hervorrufen; mal sei es zu figürlich, mal zu abstrakt.
Beigeordnete SCHELLMANN fragt, ob der Brunnen im Winter eingehaust werden müsse, wie es mit der Frischwasserzufuhr aussehe und welche Unterhaltungskosten jährlich anfallen werden.
Herr MEYER antwortet, der Brunnen werde absolut winterfest sein und müsse nicht verpackt werden. Das Wasser im Brunnen werde umgewälzt, man werde jedoch täglich 2,5 m3 Frischwasser zuführen, um die Keimbelastung zu verringern, falls Kinder darin plantschen.
Oberbürgermeister MÄDGE stellt die jährlichen Unterhaltungskosten mit 5.000 € Wasser- und Abwassergebühren und 6.000 € Reinigungsgebühren dar, da mindestens jeden zweiten Tag jemand dort Müll absammeln müsse.
Ratsherr VÖLKER regt an, der Förderverein könnte sich möglicherweise bemühen, Patenschaften für die Pflege und den Unterhalt des Brunnens zu suchen.
Herr MEYER merkt dazu an, der Förderverein werde aufgelöst, sobald der Brunnen errichtet sei und an die Hansestadt Lüneburg übergeben wurde.
Oberbürgermeister MÄDGE lobt das Engagement des Fördervereins, dieses Projekt jetzt endlich zu realisieren. Den Lüneburger Kaufleuten könne jetzt nicht auch noch auferlegt werden, für die Reinigung aufzukommen. Dazu sei weiteres bürgerschaftliches Engagement gefordert.
Beigeordnete SCHELLMANN berichtet, zu dem Zeitpunkt, als der Auswahlwettbewerb für den Brunnen stattgefunden habe, sei gleichzeitig klar gewesen, dass er nicht realisiert werden könne, weil das Geld dafür nicht vorhanden war und damit habe Herr Mädge sie damals getröstet.
Oberbürgermeister MÄDGE entgegnet, damals seien im Haushalt 100.000 DM veranschlagt gewesen, die auf Grund der prekären Haushaltssituation dann leider gestrichen werden mussten, weil das Geld für dringendere Maßnahmen benötigt wurde. Er habe nochmals die Protokolle des Preisgerichtes und der nachfolgenden Gremienbeschlüsse durchgesehen und in keinem eine Gegenstimme oder Enthaltung gefunden. Die Beschlüsse für dieses Brunnenmodell seien alle einstimmig gefasst worden. Er sei froh, dass der Brunnen jetzt nach so langer Zeit doch noch realisiert werden könne. Eine 100%ige Zustimmung könne man mit Kunstwerken im öffentlichen Raum nie erreichen.
Beschluss:
Der Kultur- und Partnerschaftsausschuss nimmt Kenntnis.
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