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Auszug - Schulversuch "Islamischer Religionsunterricht" an der Anne-Frank-Schule  

 
 
Öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Schulausschusses
TOP: Ö 7
Gremium: Schulausschuss Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Di, 05.04.2011    
Zeit: 15:30 - 18:32 Anlass: außerordentliche Sitzung
Raum: Grundschule Kreideberg
Ort: Ostpreußenring 125, 21339 Lüneburg
VO/4061/11 Schulversuch "Islamischer Religionsunterricht" an der Anne-Frank-Schule
   
 
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage
Verfasser:Imke BergmannAktenzeichen:40 13 30
Federführend:Bereich 56a - Bildung Bearbeiter/-in: Bergmann, Imke
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

 

Beratungsinhalt:

 

Die Schulleiterin der Anne-Frank-Schule, Frau Tieing-Neben stellt dem Schulausschuss den Antrag zur Teilnahme am Schulversuch „Islamischer Religionsunterricht“ vor.

Sie trägt ergänzend zur Vorlage vor, dass der Schulvorstand der Schule den Antrag am 04.04.2011 genehmigt habe. Der Antragstext ist der Niederschrift als Anlage beigefügt.

Der Anteil der Muslime an der Anne-Frank-Schule beträgt 29 %, das sind 105 Kinder. In der 1. und 2. Klasse wird ökumenischer Religionsunterricht erteilt. Ab Klasse 3 gibt es für muslimische Kinder keinen alternativen Unterricht. Die betroffenen Kinder halten sich zwar im selben Raum auf, werden von den LehrerInnen jedoch nur beaufsichtigt; sind jedoch nicht in den Unterricht einbezogen. Die meisten muslimischen Kinder fahren nach dem Ganztagsunterricht in der Anne-Frank-Schule noch in die Koranschule nach Hamburg.

Der hier beantragte Schulversuch, werde den Besuch von Koranschulen nicht ersetzen. Es handelt sich beim Lehrpersonal nicht um Lehrer aus der Koranschule, der Unterricht werde in deutscher Sprache erteilt und unterliege dem Niedersächsischen Schulgesetz. Lehrkraft und SchülerInnen müssen muslimischen Glaubens sein. Es gibt derzeit keine dafür ausgebildeten Lehrkräfte, so dass auf herkunftssprachliches Personal zurückgegriffen werde.

Herr Pfeffer, Dezernent der Nds. Landesschulbehörde, hält den pädagogischen Sinn dieser Maßnahme für unstrittig. Die Entscheidung über die Genehmigung des Schulversuches werde vom Kultusministerium getroffen. In der Landesschulbehörde allerdings müsse eine Lehrkraft gefunden werden, was insbesondere aufgrund des noch bestehenden Status als Schulversuch nicht einfach sei. Ab 2012 werde Islamischer Religionsunterricht voraussichtlich Regelunterricht werden. Er wird eine Stellenausschreibung für die Anne-Frank-Schule mit der Zusatzanforderung des Religionsunterrichts veranlassen. Nur bei Sicherstellung der Unterrichtsversorgung könne die Landesschulbehörde den Antrag ans Kultusministerium weiterleiten.

 

Auf Nachfrage der Beigeordneten Baumgarten bestätigt Frau Tiesing-Neben, dass der Schulversuch in den Klassen 1-4 durchgeführt werden soll. Die Teilnahme am Religionsunterricht sei freiwillig. Wer nicht am Religionsunterricht teilnehme, werde aber in der Schule betreut.

Beigeordnete Lotze ergänzt, Hintergrund sei Art. 7 des Grundgesetzes. Eine Abmeldung vom Religionsunterricht sei ohne Angabe von Gründen möglich.

Sie unterstreicht zudem, dass es sich bei diesem Schulversuch nur um eine Zwischenlösung handle. Der Beschluss der Islamkonferenz sei gefasst, dass Islamischer Religionsunterricht in allen Bundesländern voraussichtlich 2012 eingeführt werde.

Bürgermeister Kolle erkundigt sich, ob die Planung des Unterrichts nicht unsicher sei, wenn dieser nicht verpflichtend für die Kinder ist. Frau Tiesing-Neben berichtet dazu, dass es den ausdrücklichen Wunsch muslimischer Eltern zur Durchführung des Religionsunterrichts gegeben habe. Sie habe die Erwartung, dass ein Großteil teilnehmen wird.

 

Bürgermeister Dr. Scharf unterstreicht den Hintergrund, mit diesem Unterricht könnten Ängste und Vorurteile abgebaut werden. Er erkundigt sich, ob im Rahmen der Schulaufsicht auch Unterrichtsbesichtigungen durchgeführt würden, was Herr Pfeffer sich für diesen Schulversuch vorstellen kann.

Beigeordnete Lotze sieht nicht Angstabbau, sondern Integration im Vordergrund und begrüßt den Weg der Schule. Auch Ratsfrau Dr. Pahnke erwartet, dass das Verständnis füreinander steigen werde. Beigeordnete Schellmann unterstützt den Antrag ebenfalls.

Auf Nachfrage der Beigeordneten Baumgarten, ob sich die Vorstellung der Eltern mit dem durchgeführten Islamischen Religionsunterricht decke und ob auch Kinder aus anderen Schulen teilnehmen könnten, berichtet Frau Tiesing-Neben: die Anne-Frank-Schule plane eine öffentliche Schulelternratssitzung mit Kulturmittlern und arabischer Übersetzung. Der Schulversuch werde nur für diese Schule durchgeführt.

Ratsherr Nowak begrüßt das Projekt und hofft, dass andere Schulen dem folgen werden.

 

Nach dieser Aussprache lässt die Vorsitzende über den Beschlussvorschlag für den Verwaltungsausschuss abstimmen:

 

Beschluss:

Beschluss:

 

Zur Durchführung des Schulversuches „Islamischer Religionsunterricht“ an der Anne-Frank-Schule wird das Einvernehmen hergestellt.

 

Abstimmungsergebnis:

Abstimmungsergebnis:

 

   Ja-Stimmen:              10

Nein-Stimmen:              0

  Enthaltungen:              0

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 AFS-Antrag Islamischer Religionsunterricht 04 04 11 (38 KB) PDF-Dokument (113 KB)