Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Frau Mahlke-Voß weist auf einen OECD-Bericht hin, der die
Armut definiert. Danach wächst die Differenz zwischen Arm und Reich stark an.
Die Kinderarmut ist in Deutschland, anders als in anderen Staaten, sehr stark
angewachsen. Herr Koch bestätigt, dass die Armut natürlich ein wichtiges
Thema ist, aber er sieht kein Defizit an entsprechenden Erkenntnissen. Auch
Kinderarmut ist der Verwaltung natürlich bekannt, allerdings kann man über die
Definition streiten. Das Existenzminimum an sich, sowohl für Kinder als auch
für Erwachsene, wird durch staatliche Leistungen sichergestellt. Das hat auch
das Bundesverfassungsgericht so gerichtlich bestätigt. Zudem ist darauf
hinzuweisen, dass die Hansestadt Lüneburg selbst keine eigenen Finanzmittel hat,
um diese Armut abzumildern oder zu beseitigen. Hier sind allenfalls ergänzende
Angebote, wie Schuldnerberatung, kommunal möglich. Das vorhandene Personal in
diesem Arbeitssegment ist in der allgemeinen Bearbeitung, der Bewilligung und
Auszahlung von Sozialleistungen oder in der Sozialberatung gebunden. Es gibt angesichts
der sparsamen Personalausstattung keine freien Kapazitäten. Es gibt aber in
Lüneburg ein großes Netzwerk früher Hilfen. Dabei unterstützt auch die
Stadtteilarbeit in den Stadtteilhäusern. Zusätzliche finanzielle Hilfen durch
die Kommunen sind leider momentan nicht finanzierbar. Das von Frau Mahlke-Voß
und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen geforderte Fachgespräch könnte
allenfalls eine Bewusstseinsbildung bringen. Das ist aber Aufgabe politischer
Organisationen, nicht der Verwaltung. Herr Zimmermann dagegen sieht keine ausreichende Begleitung.
Starterpakete sind insgesamt zu begrüßen, aber seiner Meinung nach nicht
ausreichend. Es gibt Petitionen an Bund und Land, die momentan eingebracht
worden sind, da vielfach eine Verschiebung der Problematik erfolgt. Er hat aber
Interesse zielorientiert zu diskutieren, wie man mit Sozialleistungen auskommen
kann. Herr Riechey unterstützt den Antrag der Fraktion Bündnis
90/Grüne. Er wünscht sich eine Offenlegung der Zahlen und Daten durch die
Verwaltung, damit politische Akteure und Wohlfahrtsverbände diese Zahlen dann
diskutieren können. Auch die Bundesregierung erstellt Armutsberichte, regional
wird aber kein Gesprächsaustausch gewünscht. Seiner Meinung nach sollte das
Thema in die Öffentlichkeit getragen werden. Auch er möchte ein Fachgespräch in
Lüneburg zu diesem Thema. Frau Mahlke-Voß bittet, dass zumindest ein Teil der an Herrn
Koch gestellten 96 Fragen aus einem Sozialbericht beantwortet werden möge. Herr Koch weist darauf hin, dass die Hansestadt Lüneburg
eine Gebietskörperschaft des öffentlichen Rechts ist und als Teil der Exekutive
Verwaltungsaufgaben erfüllt, aber kein Gesetzgeber ist. Wenn lückenhafte
Gesetze durch Kommunen bzw. deren finanzielle Hilfen abgefedert werden, sieht
der Bund meist keine Notwendigkeit mehr, selbst zu agieren. So hat die Kommune
auch keine eigenen Instrumente, um Armut abzumildern. Eine Diskussion zu diesem
Thema erfüllt daher eher eine Alibifunktion. Der von Frau Mahlke-Voß übersandte
Fragebogen enthält Fragen, die wissenschaftlich untersucht werden müssten. Die
Kennzahlen in diesem Bereich verändern sich teilweise täglich und es kann nicht
das Ziel sein, die Armut aus der Stadt zu bringen, in dem man beispielsweise
bei Bebauungsplänen nur noch den Bau von Einfamilienhäusern zulässt. Herr Bast unterstützt die Einschätzung von Herrn Koch und weist
darauf hin, dass die Verwaltung bereits Daten liefert, die auf Wunsch zugeleitet
werden. Er sieht keine Notwendigkeit zusätzlicher Datenerhebungen. Herr Schäfer ergänzt, dass im Haushalt bereits ersichtlich
ist, dass die Hansestadt Lüneburg eine Menge gegen Armut unternimmt. Neben den
Pflichtleistungen gibt es auch freiwillige Leistungen wie der jetzt geplante
Mittagstisch. Wenn diese Standards gehalten werden können, ist das bereits äußerst
positiv zu bewerten. Herr Riechey möchte allerdings den formalen Weg eingehalten
wissen und sich nicht an einzelne Sachbearbeiter wenden. Er schlägt vor, dass
ein solches Armutsgespräch als eine Veranstaltung des Sozialausschusses denkbar
wäre, die dann parteiübergreifend durchgeführt werden könnte. Beschluss: Der
Ausschuss nimmt den Wunsch der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Kenntnis,
sieht aber momentan keinen zusätzlichen Handlungsbedarf, da das Thema Armut im
Gebiet der Hansestadt Lüneburg durch das vorhandene Fachpersonal ausreichend
begleitet wird. Das
Existenzminimum ist durch Leistungen der ARGE, bei Leistungen nach dem SGB II,
oder der Hansestadt Lüneburg, als herangezogene Gebietskörperschaft für Leistungen
nach SGB XII, sicherzustellen. Abstimmungsergebnis: Frau Güntner lässt über den Antrag abstimmen. Der Antrag
wird bei einer Gegenstimme von Frau Mahlke-Voß abgelehnt. Herr Riechey erklärt, diesen Antrag auch unterstützen zu
wollen. |
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