Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Ratsfrau MAHLKE-VOß berichtet über eine Studie der US-Luftwaffe über in Europa
stationierte Atomwaffen, die im Mai im Bundestag in einer Aktuellen Stunde
thematisiert wurde. Weltweit seien rund 27.000 Atomwaffen stationiert, von
denen einige tausend in ständiger Alarmbereitschaft gehalten würden. Die
Vereinigten Staaten lagern 150 Atomwaffen allein auf dem Gebiet der
Bundesrepublik Deutschland. Die meisten davon wiesen Mängel in Bezug auf die
Lagerung auf. Es sei im Bericht kritisiert worden, dass diese Atomwaffen zum
Teil von Wehrpflichtigen bewacht würden. Es sei erstaunlich, dass Soldaten der Bundeswehr für die
Sicherung von Atomwaffen eingesetzt werden dürfen, wenn man bedenke, dass die
Bundeswehr keine Tretminen einsetzen dürfe, da diese unterschiedslos vor allem
Zivilisten treffen. Dies gelte natürlich umso mehr für Atomwaffen mit ihren
gigantischen Schäden und unübersehbaren Folgen für die Zivilbevölkerung. Daher
müsse folgerichtig der Atomwaffeneinsatz rigoros verboten werden. Alle Parteien haben sich in der Aktuellen Stunde eindeutig
für den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland ausgesprochen. Wenn sich alle
Parteien darüber einig seien, dass Atomwaffen nicht eingesetzt werden dürfen,
dürfe Deutschland auch nicht mehr an Atomwaffen festhalten, sonst könne man
andere Länder nicht glaubwürdig davon überzeugen, ebenfalls auf Atomwaffen zu
verzichten. Atomwaffen trügen nachweislich nicht zur Sicherheit bei,
zudem zögen sie Gelder ab, die besser zur Lösung aktueller Probleme, etwa durch
den Klimawandel oder im Falle einer Finanzkrise, eingesetzt werden sollten. Je
mehr Städte und Gemeinden, vertreten durch deren Bürgermeister, der Vereinigung
‚Mayors for Peace’ beitreten, desto größer werde die Unterstützung,
die dieser symbolische Akt bei internationalen Verhandlungen gewähren könne.
Ziel der Vereinigung sei die Abschaffung aller Atomwaffen bis zum Jahr 2020. In
Deutschland seien bereits rund dreihundert Städte und Gemeinden der Vereinigung
beigetreten, dabei handle es sich nicht nur um Großstädte wie Hamburg, Berlin
und München, sondern auch um sehr viel kleinere Städte und Dörfer wie Lüneburgs
Nachbarn Geesthacht und Wendisch Evern. Daher bitte ihre Fraktion den
Oberbürgermeister, als Vertreter der Hansestadt Lüneburg, der Vereinigung
beizutreten, um zu demonstrieren, dass Lüneburg sich zusammen mit weltweit über
eintausend Städten und Gemeinden für ein friedliches und sicheres Zusammenleben
ohne Atomwaffen ausspreche. Die Frage, so Ratsherr MANZKE, wer für Frieden
eintrete, stelle sich natürlich nicht, denn wer wäre nicht für den Frieden ? Er
entstamme einer Generation, die gleich nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde
und selbst die Kriegsfolgen und die schwierigen Jahre des Wiederbeginns erlebt
habe. Diese Zeit habe ihn sehr stark geprägt. Aus Dankbarkeit, sein ganzes
Leben in Frieden verbringen zu können, habe er eine Friedensstiftung
geschaffen, daher finde man in ihm einen Verfechter für den Frieden. Dies
treffe sicherlich auf jeden im Rat zu. Er stelle sich jedoch die Frage, ob man
als Stadt Lüneburg im Hinblick auf den äußeren Frieden die Möglichkeit habe,
entscheidenden Einfluss auszuüben. Frau Mahlke-Voß habe bereits selbst gesagt,
dass der Beitritt zur Vereinigung einen rein symbolischen Akt darstelle. Er sei
hingegen mehr dafür, handfeste Dinge zu tun, bei denen man sich aktiv
einbringen könne. Hier seien Stadt und Oberbürgermeister bereits sehr
engagiert. Ein symbolischer Akt, mit dem sich wenig erreichen lasse, bringe
dagegen nicht viel, daher empfehle er dem Oberbürgermeister – der allein
über den Beitritt zu entscheiden habe – nur dort beizutreten, wo er auch
etwas einbringen könne. Dies könne er hier nicht erkennen. Beigeordnete LOTZE schließt sich den bündigen Ausführungen ihres Vorredners
an, auch sie glaube, dass man in Lüneburg voll und ganz für den Frieden
eintrete und das auch demonstriere, indem internationale Partnerschaften und
Kontakte unterhalten und gepflegt werden. Sie spreche weder eine Empfehlung
für, noch gegen den Beitritt aus, da diese Entscheidung nur der
Oberbürgermeister zu treffen habe, gleichwohl glaube sie, dass die Städte und
Gemeinden in Niedersachsen durch Herrn Schmalstieg in der Initiative bereits
sehr gut vertreten seien. Oberbürgermeister MÄDGE verdeutlicht, dass die schrecklichen Folgen von
Atomwaffeneinsätzen jedem nachhaltig vor Augen geführt würden, der einmal die
Gedenkstätte in Hiroshima besuche. Er selbst sei bereits mehrfach dort gewesen.
Als die Initiative ‚Mayors for Peace’ im Jahre 2004 – unter
anderem von Herrn Schmalstieg – gegründet wurde, sei im Kreis der
Oberbürgermeister die Diskussion geführt worden, ob jeder einzelne der
Initiative beitreten solle. Mit dem Beitritt sei nicht nur die Unterschrift
unter ein Papier verbunden, sondern, wenn man es ernst meine, auch die
Teilnahme am jährlichen Weltkongress, der im letzten Jahr beispielsweise in
Korea durchgeführt wurde. Der Beitritt bringe Aktivitäten mit sich, die über
den Austausch von Briefen hinausgingen. So leicht wolle er es sich, wie auch
viele seiner Oberbürgermeisterkollegen, nicht machen. Hiroshima sei die
Partnerstadt von Hannover, daher sei es sinnvoll und angemessen, dass der
jeweilige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt die anderen Städte und
Gemeinden vertrete und repräsentiere. Der Nachweis, für den Frieden
einzutreten, müsse nicht erst durch den Beitritt zur Initiative ‚Mayors
for Peace’ geführt werden, diesen Nachweis haben die Stadt Lüneburg und
er selbst in der Vergangenheit sicher wiederholt und nachhaltig erbracht. Ratsherr MEIHSIES findet die Diskussion ziemlich kleinlich. Der
Oberbürgermeister versuche mit einem Scheinargument die Debatte abzuwürgen.
Niemand sei gezwungen, an den internationalen Treffen teilzunehmen und nach
Korea zu fliegen. Die Gemeinde Wendisch Evern etwa veranstalte als kleine
Aktivität mit großer symbolischer Wirkung einmal im Jahr einen Lauf für den
Frieden. Der Beitritt koste nichts als den guten Willen des Oberbürgermeisters,
den seine Fraktion eigentlich ganz klar erwartet hatte. Hier hätte die Stadt
Lüneburg einen wichtigen symbolischen Akt an andere niedersächsische Städte und
auch nach Berlin zur Abschaffung der Atomwaffen vollziehen können. Friede werde
nicht mit Waffen geschaffen, sondern mit Kooperation, wie man am Beispiel Irak
sehe. Es stehe Frau Lotze nicht gut an, sich in dieser Frage hinter einer
formalen Diskussion zu verstecken. Oberbürgermeister MÄDGE betont, dass das Thema zu ernst sei für eine
politische Show. Er bitte Herrn Meihsies, seine Entscheidung und die seiner
Amtskollegen zu akzeptieren und keine billige Polemik in die Debatte
einzubringen. Beschluss: Der
Rat der Hansestadt Lüneburg lehnt den Antrag mehrheitlich mit den Stimmen der
Gruppe SPD/CDU und der FDP-Fraktion gegen die Stimmen der Fraktion Bündnis
90/Die Grünen und der Fraktion DIE LINKE ab. (01) |
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