Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Beigeordneter FIRUS weist darauf hin, dass die Finanzberatungen für 2003
abgeschlossen seien, der Antrag und der Änderungsantrag sollten daher nicht wie
von der Verwaltung vorgeschlagen in den Finanzausschuss überwiesen, sondern vom
Rat abschließend beraten werden. Der Rat stimmt diesem Vorschlag einstimmig zu. Beigeordneter ALTHUSMANN macht deutlich, die Finanzlage der Stadt Lüneburg
sei dramatisch, daher müsse dringend ein Haushaltssicherungskonzept entwickelt
werden. Bei der Haushaltsgenehmigung 2002 habe die Bezirksregierung deutlich
darauf hingewiesen, dass diese nur unter der Voraussetzung erfolge, dass alle
geplanten Investitionen erneut kritisch auf ihre dringende Notwendigkeit
überprüft würden. Zu den Einsparvorschlägen der CDU-Fraktion, die bereits in
der Zeitung gestanden hätten, sei richtig zu stellen, dass es keineswegs darum
gehe, das Rathaus zu "verscherbeln". Dieses historische Denkmal müsse
als solches erhalten und entsprechend weiterhin für Repräsentations- und
Dienstleistungszwecke genutzt werden. Allerdings sei in einigen Städten das
Prinzip des Verkaufs und der anschließenden Anmietung solcher Gebäude bereits
erfolgreich umgesetzt und auf diese Weise Barwerte geschaffen worden. Es könnte
auch darüber nachgedacht werden, das Rathaus in eine Stiftung zu überführen.
Dies sei nur eine von vielen Möglichkeiten, die in Erwägung gezogen werden
könnten. Die Stadt müsse wieder finanziell handlungsfähig gemacht werden,
notfalls auch mit einschneidenden Maßnahmen. Die Verschuldung betrage insgesamt
bereits rd. 75 Mio. EUR und Ende 2006 werde die Summe voraussichtlich schon 97
Mio. EUR betragen. Das Kassenkreditvolumen von 75 Mio EUR sei inzwischen zu
einem Dauerfinanzierungsinstrument geworden und der Deutsche Städtetag warne
vor der schwersten Finanzkrise der Kommunen in der Nachkriegszeit. Man dürfe
den Ernst der Lage nicht länger verkennen und müsse drastische Einschnitte
vornehmen, wie die CDU-Fraktion sie mit ihren Einsparvorschlägen fordere. Dies
müsse auch den Bürgern ohne Umschweife deutlich gemacht werden. Die Gruppe
SPD/F.D.P sollte das Angebot der CDU-Fraktion, eine interfraktionelle
Arbeitsgruppe zu bilden, nicht ablehnen. Hier könnten alle Haushaltspositionen
gemeinsam mit Sachverständigen und Wirtschaftsprüfern durchleuchtet und
realistisch auf ihre Einsparpotentiale überprüft werden. Von der Gruppe
SPD/F.D.P. seien bisher leider keine Einsparvorschläge zum Haushalt 2003
gemacht worden. Beigeordneter SRUGIS bezeichnet die von der CDU-Fraktion vorgelegten
Einsparvorschläge als undurchdacht sowie bürger-, wirtschafts- und
arbeitnehmerfeindlich. Sie würden die Stadt schwächen. Der Verkauf des
Rathauses würde zwar die Zinsbelastung der Stadt senken, sie müsste aber
ständig Miete zahlen und hätte ihr Vermögen gemindert. Wenn die Stadtverwaltung
aus der Innenstadt an den Stadtrand verlegt würde, schade das der Innenstadt
und den dort ansässigen Einzelhändlern. Es sei zudem ein Skandal, dass die
CDU-Fraktion die Einsparung von städtischen Mitarbeitern fordere, nachdem in
diesem Bereich durch die Konsolidierungsmaßnahmen bereits Einschnitte
vorgenommen worden seien. Arbeitnehmer dürften nicht nur als Kostenfaktor
gesehen werden, sondern würden auch Werte schaffen. Die SPD-Fraktion
unterstütze eine Konsolidierung mit Augenmaß, wie die Stadt sie betreibe. Seit
1997 seien bereits insgesamt 42 Mio. EUR eingespart worden. Die bestehenden
Strukturen in der Stadt könnten auf diese Weise zum Wohle der Bürger erhalten
bleiben. Beigeordneter
DR. SCHARF verteidigt die Einsparvorschläge seiner Fraktion. Sie
seien als Diskussionsgrundlage zu betrachten. Angesichts der Verschuldung der
Stadt müsse jetzt gehandelt und die Grundsituation mit einschneidenden
Maßnahmen geändert werden. Den Bürgern müsse die Wahrheit schonungslos deutlich
gemacht werden. Er geht auf einzelne Positionen der Liste ein und erläutert sie
kurz. Bürgermeister
INSELMANN betrachtet die Vorschläge der CDU-Fraktion nicht als
Haushaltssicherungs- sondern als Abwicklungskonzept für die Stadt. So wäre
effektives Arbeiten nicht mehr möglich. Wer das Rathaus verkaufe, verkaufe die
Seele dieser Stadt. Die Liste sei unseriös und eine Kampfansage an alle
Aufrechten in der Stadt, die auf verantwortungsvolle Politiker setzen.
Beispielsweise würde die geforderte zusätzliche Einsparung von 400.000 € bei
Frei- und Hallenbad unweigerlich zur Schließung dieser beiden Einrichtungen
führen. Die Reduzierung der Bewirtschaftungskosten in den Schulen um 311.400 €
würde Einsparungen bei der Beheizung der Schulgebäude nach sich ziehen. Die
Zahlen seien völlig unrealistisch und nicht umsetzbar. Die Kürzung des
Zuschusses an die KVG würde den Zielen der Agenda 21 zuwiderlaufen. Der
öffentliche Personennahverkehr müsse statt dessen weiter gefördert werden. Der
Investitionshaushalt dürfe zudem nicht heruntergefahren, sondern müsste eher
erweitert werden, um in eine bessere Zukunft investieren zu können und so das
Handwerk und die Wirtschaft zu unterstützen. Weiterhin würde mit der Umsetzung
der Sparvorschläge auch die Kultur in der Stadt lahm gelegt. Die Liste könne
nicht ernsthaft als verantwortungsvolle Politik betrachtet werden, sie sei eine
Zumutung und ihre Umsetzung wäre eine Existenzgefährdung für die Stadt. Ratsherr
MEIHSIES bezeichnet die Einsparvorschläge der CDU-Fraktion ebenfalls als im Kern
unredlich und unseriös. Die CDU-Fraktion drücke sich vor den wirklich wichtigen
Themen, wie einer möglichen Erhöhung der Grundsteuer W oder eventuellen
Verkäufen von Gesellschaftsanteilen der LÜWOBAU oder des Krankenhauses,
Freibades oder anderer Einrichtungen. Die Vorschläge der SPD-Fraktion seien
allerdings phantasielos. Die Stadt könne auch nicht als pleite bezeichnet
werden, wenn sie sich Investitionen in Höhe von 16 Mio. € für die
Reichenbachbrücke leisten könne. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen werde
aufzeigen, an welcher Stelle das Gemeinwesen und das gesellschaftliche Leben in
der Stadt mit Zuschüssen noch intensiviert werden könne. Der konsumtive Bereich
verschlinge zwar Geld, mache die Stadt aber erst lebenswert. Die Einsparungen
müssten daher eher im investiven Bereich vorgenommen werden. Bürgermeisterin
SCHELLMANN meint, der Ansatz, alle Bereiche auf ihre möglichen
Einsparpotentiale zu überprüfen, sei grundsätzlich richtig. Das in der
Wirtschaft bekannte sale – lease back – Verfahren werde in der Industrie
genutzt, allerdings nur für eigenkapitalschwache Betriebe, die keine Darlehen
mehr bekämen, weil sie nicht mehr kreditwürdig seien. Das sei im Falle der
Stadt nicht so, weil sie immer noch, auch wenn die Schulden noch so hoch wären,
kreditwürdig sei. Durch Verkauf und Rückmietung des Rathauses wäre nichts
gewonnen, damit würde sich die Belastung lediglich auf später verschieben, es
wäre also reine Augenwischerei, weil es durch hohe Mieten oder Leasing später
alles finanziert werden müsste. Das Thema sei viel zu ernst und wichtig, um es
zu einer reinen Schauveranstaltung herabzuwürdigen, so wie es die CDU gemacht
habe, nur um in der Presse zu erscheinen. Ihrer Meinung nach seien in der Liste
viele unrealistische Punkte enthalten, die Ansätze müssten jedoch ernst
genommen und diskutiert werden. Bürgermeisterin SCHELLMANN geht auf
ausgesuchte Punkte wie die Personalkosten ein, bei denen der Oberbürgermeister
bereits mögliche Wege aufgezeigt habe, Kosten zu sparen. Wenn die Vorschläge
der Hartz-Kommission umgesetzt würden, sei ebenfalls noch mit Ersparnissen in
einigen Bereichen zu rechnen. Es sei jedenfalls keine Lösung, jetzt Personal zu
entlassen. Pauschale Kürzungen führten zu nichts, es müsse konkret benannt
werden, wo Mittel eingespart werden könnten. (geänderte Fassung, s. Ratssitzung
am 17.12.02, TOP 4) Beigeordneter
ALTHUSMANN weist die Vorwürfe seiner Vorredner zurück und fordert
die übrigen Fraktionen auf, die Vorschläge der CDU ernsthaft zu diskutieren. Es
bringe nichts, sich in dieser Angelegenheit weiter selbst zu belügen. Der
Antrag sei keineswegs sozial unverträglich und familienfeindlich, es würden
darin zusätzliche 100.000 € für Hausaufgabenbetreuung und Mittagstische an den
Lüneburger Schulen gefordert, sowie die Rücknahme der Erhöhung der
Gruppenstärke in den Kindertagesheimen. Schlimm sei, dass die übrigen
Fraktionen sich weigerten, überhaupt gemeinsam nach Lösungen zu suchen und sich
mit den Vorschlägen auseinander zu setzen. In diesem Zusammenhang müssten alle
Möglichkeiten zumindest geprüft werden. Man dürfe die Augen nicht länger vor
der Misere verschließen, damit lasse sich der drohende Zusammenbruch nicht
abwenden. Oberbürgermeister
MÄDGE macht deutlich, dass hinter den Zahlen Menschen stünden und daher die
möglichen Kürzungen wohl überlegt sein müssten, wenn man die Lebensqualität in
dieser Stadt erhalten wolle. Die Verwaltung habe ein entsprechendes
Konsolidierungsprogramm vorgelegt und den Schuldenberg in den letzten 10 Jahren
von 110 Mio. € bis auf 43 Mio. € abgebaut. Die Stadt sei keineswegs pleite und
müsse darauf achten, den Standard zu sichern und ihr Niveau zu halten, um im
Wettbewerb der umliegenden Städte konkurrenzfähig zu bleiben. Oberbürgermeister
MÄDGE geht auf die einzelnen Punkte des Vorschlages ein und zeigt die
Konsequenzen der Kürzungen auf, die u.a. die Schließung von Frei- und Hallenbad,
die Absenkung der Raumtemperaturen in den Schulen und Kindertagesstätten sowie
die Schließung eines Museums bedeuten würden. Er schildert anschließend die
Probleme, die mit einem Verkauf des Rathauses verbunden wären, und stellt die
Personalsituation und die Folgen für die Bereiche dar, wie sie sich nach den
geforderten Einsparungen einstellen würden. Betreffen würden die Kürzungen
zudem hauptsächlich Mitarbeiter, die ohnehin zu den niedriger Verdienenden
gehörten. Es sei unseriös, derartige Forderungen zu stellen, ohne die
Konsequenzen abschätzen zu können. So dürfe man nicht mit Menschen umgehen. In
dem Antrag werde außerdem zum Teil von falschen Zahlen ausgegangen. Es wäre
besser gewesen, wenn die Verwaltung die Vorschläge der CDU nicht aus der Zeitung
erfahren hätte, sondern zunächst intern darüber beraten worden wäre. Die
Verwaltung sei sehr wohl bereit gewesen, über das Konsolidierungsprogramm zu
diskutieren und habe den Fraktionen eine Liste von Einrichtungen vorgelegt, bei
denen Sparmaßnahmen vorgenommen werden könnten. Diesen Weg sei die CDU-Fraktion
leider nicht gegangen. Beigeordneter
FIRUS räumt ein, dass die Haushaltslage ernst sei, man dürfe die Stadt jedoch
nicht bankrott reden, da die Gefahr bestehe, damit Bürger oder potentielle Investoren
zu vertreiben. Lüneburg müsse seine Stärken betonen und weiter ausbauen. Die
Vorschläge der CDU-Fraktion seien nicht als Diskussionspapier, sondern als
Antrag vorgelegt worden. Früher sei das Verfahren so abgelaufen, dass sich die
Fraktionsvorsitzenden zusammengesetzt und ihre Vorstellungen diskutiert hätten.
Die Vorschläge der CDU-Fraktion seien unseriös, was sich insbesondere in den
Punkten Parkpalette Lüne-Park, Zuschussreduzierung P+R-Parkhaus und
Fahrradparkhaus, Verzicht auf Straßenausbauten, Kita-Entgelte und
Personalkosten zeige. Er habe den Eindruck, die Bürger sollten hier aus
wahltaktischen Gründen getäuscht werden. Das Vorgehen der CDU-Fraktion sei
unseriös und nicht vertrauenswürdig. Ratsherr
REINECKE sieht die Einsparliste der CDU ebenfalls als Wahlkampftaktik an. Hier
würden nur Zahlen aufgelistet, ohne die Konsequenzen der vorgeschlagenen
Einsparungen zu berücksichtigen. Seine Fraktion werde den von der Verwaltung
eingeschlagenen Weg unterstützen. Es bringe nichts, Einsparungen in den Raum zu
stellen, die durch überplanmäßige Ausgaben im nächsten Haushalt wieder
wettgemacht werden müssten. Statt dessen müsse gemeinsam überlegt werden, was
dem Bürger und der Stadt an Einbußen bei der Lebensqualität und der
wirtschaftlichen Attraktivität zuzumuten sei. Insbesondere bei der Bewerbung um
Förderprogramme müsse künftig der Nutzen der Förderung gegen die Folgekosten
für die Stadt sorgfältig abgewogen werden. Es müsse bei den machbaren Dingen
angesetzt werden. Beigeordnete
BAUMGARTEN empfindet die Angriffe und Unterstellungen der übrigen
Fraktionen gegen den Fraktionsvorsitzenden der CDU als unverschämt. Die
Einsparvorschläge seien von der gesamten CDU-Fraktion erarbeitet und
rechtzeitig für die nächste Ratssitzung vorgelegt worden, um darüber
fraktionsübergreifend diskutieren zu können. Sie stünden in der heutigen
Sitzung gar nicht zur Abstimmung.. Sie fordert Beigeordneten Firus auf, sich
für seine Äußerungen zu entschuldigen. Beschluss: Der Rat der
Stadt Lüneburg beschließt den Änderungsantrag der Gruppe SPD / F.D.P. mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe SPD
/ F.D.P. und eines Mitglieds der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gegen die
Stimmen der CDU-Fraktion bei Stimmenthaltung der übrigen Mitglieder der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Der Antrag der CDU-Fraktion ist damit
erledigt. (II) |
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