Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Ratsherr POLSTER macht deutlich, dass in einem modernen Staat die
Bürgerinnen und Bürger so frei wie möglich entscheiden sollten, wann und wo sie
den Kontakt zur öffentlichen Verwaltung suchen. Das Internet habe hier neue und
komfortable Möglichkeiten geschaffen. Damit stiegen auch die Anforderungen von
Bürgern und Unternehmen an die Verwaltung im Hinblick auf den Einsatz
modernster Informationstechnologien. Die Verwaltung müsse dies nutzen und ihr
eGovernment ausbauen. Seine Fraktion wünsche, dass solcher Einsatz im Kleinen
anfange mit dem Einsatz von Internetformularen. In der Stellungnahme der
Verwaltung werde fälschlich behauptet, dass mit diesem Antrag der Bürger
gezwungen werde, die Frage in elektronischer Form zu stellen. Seine Fraktion
wolle lediglich die Bereitstellung eines Onlineformulars für die
Einwohnerfrage, in einem Vorspann könne dann auf die anderen Möglichkeiten
hingewiesen werden. Die zeitliche Beschränkung sei erforderlich, da eine
gewisse Zeit für den Abruf der Eingänge und die Vorbereitung der Antwort durch
die Verwaltung benötigt werde. Dadurch werde eine höhere Transparenz erreicht
ohne eine übermäßige Reglementierung, wie die Verwaltung behaupte. Die
persönliche Anwesenheit des Fragestellers in der Sitzung halte er für sehr
sinnvoll, um einen Missbrauch des Instruments der Einwohnerfrage zu erschweren.
Zusammengefasst bereichere die elektronische Einwohnerfrage die vorhandenen
Möglichkeiten. Hinweisen wolle er auf die vorhandenen Unterschiede in den
Kontaktmöglichkeiten zur Verwaltung und der Einwohnerfragestunde nach der NGO,
da sich die dort gestellten Fragen auch an die Mitglieder des Rates richteten.
Die Ratsmitglieder könnten auf die Fragen – nach der bestehenden
Geschäftsordnung leider erst nach der Sitzung – reagieren, dadurch
bekomme die Einwohnerfrage die gewollte Öffentlichkeit. Ratsherr VON MANSBERG bezeichnet das Anliegen hinter dem Antrag als durchaus
richtig und selbstverständlich. Natürlich sollen und wollen Rat und
Verwaltung in ihrer Arbeit so nah als
möglich an den Einwohnerinnen und Einwohnern sein. Einwohnerfragen seien
richtig und wichtig und würden in Lüneburg auch regelmäßig gestellt. Er könne
sich nicht entsinnen, dass in einer Ratssitzung jemals der Eindruck entstanden
sei, dass solche Fragen unerwünscht seien. Der Antrag gehe jedoch einen ihm
inzwischen bei Anträgen der Grünen vertrauten Weg, allzu viele Dinge sollen
institutionalisiert, formalisiert und reglementiert werden. Die Verwaltung habe
in ihrer Stellungnahme überzeugend dargelegt, warum eine Einwohnerfrage in
elektronischer Form keine Vereinfachung für die Bürgerinnen und Bürger
darstelle. Es würden damit keine Barrieren abgebaut sondern neue Formalitäten
geschaffen. Schon jetzt können jederzeit in beliebiger Form Anfragen an die
Verwaltung gestellt werden, die stets nach bestem Wissen und Gewissen
beantwortet würden. Die besondere Situation einer Fragestellung im Rat gehöre
doch gerade in dieses öffentliche Gremium und erfordere kein vorheriges
Verfahren. Er habe den Verdacht, dass die Grünen durch den Antrag suggerieren
wollen, dass die Verwaltung und viele Ratsmitglieder gar kein Interesse an der
Beantwortung von Einwohnerfragen haben, dies würde den Antrag zu einem rein
politisch motivierten machen. Wichtig sei das direkte Gespräch mit den
Bürgerinnen und Bürgern ohne übermäßige Regularien, dies scheine ihm in jeden
Fall bereits gewährleistet zu sein. Ratsherr RIECHEY hält Informations- und Beteiligungsangebote für die
Öffentlichkeit grundsätzlich für unterstützenswert. Die Verwaltung habe
ausgeführt, dass es bereits ein Kontaktformular für allgemeine Anfragen gebe,
daher könne man doch dieses vorhandene Formular nehmen und ohne großen Aufwand
eine Rubrik einführen, in der der Benutzer sich entscheiden könne, ob er eine
schriftliche Beantwortung per Post oder eMail oder eine persönliche Antwort in
der Ratssitzung bekommen möchte. Überrascht sei er über einen Satz des
Verwaltungskommentars gewesen, wonach es möglich und gängige Praxis sei,
Einwohnerfragen mündlich zu stellen. Es wäre schön, wenn dies Praxis würde, er
könne sich aber an verschiedene Fälle erinnern, in denen Bürgerinnen und Bürger
abgebügelt wurden, die mündliche Fragen stellen wollten. Wenn hier eine
Änderung eingeführt würde, wäre das zumindest schon mal ein Fortschritt. Gegen
den Antrag der Grünen gebe es keine dramatischen Gegenargumente, man hätte dann
lediglich eine zusätzliche Möglichkeit für die Bürger geschaffen. Beigeordnete BAUMGARTEN wirft die Frage auf, was eigentlich gewollt sei. Man
wolle, dass Bürgerinnen und Bürger in die Ratssitzungen kommen und Fragen
stellen können. Die Fragen könnten zu Hause formuliert und hier eingereicht
werden, dann würden sie auch im Rat beantwortet. Man könne sich mit einem
Problem aber auch auf den verschiedensten Wegen an die Verwaltung wenden und
bekomme dann von dort eine schnelle Antwort, ohne erst lange auf die nächste
Ratssitzung zu warten. In den Einwohnerfragen gehe es in erster Linie um
aktuelle Angelegenheiten, wer eine Einwohnerfrage stelle, müsse ohnehin in der
Ratssitzung anwesend sein, daher dürfte es keine Schwierigkeit darstellen, die
Frage mit zur Sitzung zu bringen, sie abzugeben und darauf eine Antwort zu
erhalten. Sie sehe das Problem, im Falle mehrerer Einwohnerfragen per eMail und
weiterer anwesender Fragesteller die Reihenfolge festzulegen. Die Entscheidung
darüber würde wiederum viel Zeit in Anspruch nehmen. Sie sehe keine
Notwendigkeit einer Änderung, da sich die bisherige Praxis bewährt habe. Ratsherr SOLDAN führt aus, dass er bisher immer das Gefühl hatte, ein jeder
Bürger könne sich – auch auf elektronischem Wege – an die
Verwaltung wenden und bekomme dann eine Antwort in die Hand, mit der er etwas
anfangen könne. Er habe eher den Verdacht, dass auf diesem Wege
Dringlichkeitsanträge nach vorne gebracht werden sollen, die keinen Erfolg bei
der Beurteilung der Dringlichkeit hatten. Es sollte nicht zusätzlich etwas
eingerichtet werden, was die Bürger einschränke und keine Verbesserung bringe.
Die Bürgerinnen und Bürger könnten ihre Fragen mit zur Ratssitzung bringen,
warum sollten sie vorher an die Verwaltung geschickt werden ? Er erkenne
hierfür keine Notwendigkeit. Ratsherr MEIHSIES betont, dass seine Fraktion hier eine ‚kann-Lösung’
vorschlage, man wolle den Bürgerservice der Stadt Lüneburg an dieser Stelle
weiter verbessern und die Hemmschwelle, Bürgerfragen zu stellen, durch die
gewisse Anonymität des Internets herabsetzen. Zudem werde der Verwaltung durch
die zeitliche Beschränkung die Möglichkeit gegeben, qualifiziert auf die Frage
zu antworten. Was man im Rat zum Teil an Antworten auf Bürgerfragen bekommen
habe, sei ein Ausweichen statt einer Antwort gewesen, wodurch Bürger vielfach
unbefriedigt nach Hause gegangen seien. Man wolle in Lüneburg keinen Sonderweg
gehen, sondern dem Beispiel der Stadt Braunschweig folgen, die diese
Möglichkeit bereits verankert habe. Es sei das erste Recht jedes Bürgers und
jeder Bürgerin, Fragen an die Verwaltung und den Rat zu stellen. Dass die FDP
sich nicht auf die Seite des Antrags stelle, sei nicht überraschend, da sie
nichts mehr von Bürgerrechten verstehe. Er bedaure, dass der Rat diesen Weg der
Transparenz nicht mitgehe. Beschluss: Der Rat
der Hansestadt Lüneburg lehnt den Antrag mehrheitlich mit den Stimmen der Gruppe
SPD/CDU und der FDP-Fraktion bei 10 Ja-Stimmen der Fraktion Bündnis 90/Die
Grünen und der Fraktion DIE LINKE ab. (01/R) |
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