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Beratungsinhalt: Ratsherr
RIECHEY zitiert aus
einem Einwand der Kommunalprüfungsanstalt, wonach bei der Höhe der
Gewerbesteuer durchaus noch Spielräume bestünden. Seine Fraktion habe dem Rat
bei den Haushaltsberatungen der letzten beiden Jahre genau diesen Vorschlag
gemacht und eine detaillierte Übersicht über die Steuersätze der vergleichbaren
Nachbarregionen geliefert. Der bisherige Gewerbesteuerhebesatz liege bei 360
Punkten, damit liege man selbst im Vergleich zu Städten ähnlicher Größenordnung
weit unter dem Durchschnitt von 385 Punkten. Damit verschenke man nicht nur
eine wichtige kommunale Einnahmequelle, sondern betreibe ein desaströses
Steuerdumping, das langfristig allen Mitbewerbern schade. Aufgrund der
zentralen Lage innerhalb der Metropolregion, der Verkehrsanbindung und der
Wachstumsprognose halte er eine Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes auf 395
Punkte durchaus für sinnvoll und für finanzpolitisch notwendig, um auch künftig
die finanziellen Handlungsspielräume zur Bewältigung der kommunalen Aufgaben zu
haben. Selbst wenn dadurch die Kreisumlage und die Gewerbesteuerumlage steigen
und die Schlüsselzuweisungen vom Land sinken würden, bliebe noch ein
erheblicher Anteil bei der Stadt Lüneburg. Die Senkung der Schlüsselzuweisungen
sei kein passendes Argument, auf eine Erhöhung zu verzichten, wenn jeder eine
solche Subventionsmentalität an den Tag legte, habe man ein Riesenproblem. Er
habe bereits früher ausgeführt und vorgerechnet, dass eine Erhöhung den
Mittelstand in Lüneburg so gut wie gar nicht betreffen würde. Unternehmen mit
einem Jahresgewinn vor Steuern von unter 25.000 Euro müssten gar keine
Gewerbesteuer zahlen, bei einem Jahresgewinn von 50.000 Euro vor Steuern würde
durch den Antrag seiner Fraktion eine effektive monatliche Mehrbelastung von
9,80 Euro erfolgen. Niemand könne ihm erzählen, dass dieser Betrag einen
dramatischen Einschnitt bedeuten würde. Dabei sei noch nicht einmal berücksichtigt,
dass die erhöhte Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer und auf den
Solidaritätsbeitrag anrechenbar sei, wodurch diese geringer ausfielen und den
Mehraufwand abfederten. Dies belege, dass die Erhöhung mittelständische
Unternehmen praktisch nicht betreffe, sondern nur große Unternehmen, daher
müsste es treffenderweise „Großunternehmenssteuer“ heißen. Selbst
bei diesen würde es lediglich eine Gewinnminderung um 1,1 % bedeuten. Das werde
seine Fraktion dem Rat auch bei den nächsten Haushaltsberatungen wieder
erzählen, er fühle sich in seiner Argumentation bestärkt, wenn selbst die
Kommunalprüfungsanstalt dies vorschlage. Es könne nicht so weitergehen, dass
mit dem Dumpingsteuersatz Politik gemacht werde. Ratsherr
SRUGIS fragt, warum
Ratsherr Riechey nicht die positiven Dinge anführe, die die überörtliche
Prüfung ergeben habe, wie etwa ein erfolgreiches Konsolidierungsprogramm, kluge
Einnahmen- und Ausgabenpolitik, moderne Liquiditätssteuerung und Einführung der
Doppik. Auch diese Punkte stünden im Bericht und dafür habe die Verwaltung ein
Lob verdient. Stattdessen konzentriere sich Herr Riechey allein auf die
Prüfziffer 30, in der erwähnt werde, dass nach Einschätzung der Prüfer die
Gewerbesteuer erhöht werden könnte. Natürlich würde das zu einer
Einnahmeerhöhung führen, man müsse aber die Frage stellen, um welchen Preis das
geschehe. Die Stadt befinde sich konkret im Standortwettbewerb in der
Metropolregion Hamburg, nicht irgendwo in Deutschland, daher müsse man sich mit
den Nachbarkommunen vergleichen. Der Hebesatz sei das einzige Instrument, an
dem man drehen könne. Die Verwaltung habe korrekt vorgerechnet, dass eine
Erhöhung um zehn Punkte zwar 840.000 Euro bringen möge, von denen aber nur
110.000 Euro übrig blieben. Dies um den Preis ausbleibender Neuansiedlungen,
man müsse um Zuwanderer werben, es gehe um Arbeitsplätze in der Region. Daher
müsse man den Vorschlag zurückweisen und auch den Prüfern bescheinigen, dass
sie hier neben der Spur liegen. Beigeordneter
BLANCK richtet an
die Adresse von Ratsherrn Riechey und Ratsherrn Srugis die Bemerkung, dass
alles nicht so einfach sei, wie es scheine. Herr Riechey habe vollkommen
recht mit der Aussage, dass der Umgang
mit der Problematik so nicht ausreichend sei. Ebenso habe Herr Srugis recht
wenn er sage, dass eine schwierige Gemengelage vorliege bei der man sich
überlegen müsse, ob man netto unter dem Strich etwas übrig behielte, wenn man
den Hebesatz erhöhe. Es sei allen bekannt, in welch hartem Wettbewerb die Stadt
Lüneburg stehe, was Gewerbeansiedlungen angehe und welche Mühe es bereitet
habe, neue Gewerbegebiete mit entsprechenden Preisen zu ermöglichen. Dieser
Wettbewerb werde sich in Zukunft noch drastisch verschärfen, da die von SPD und
CDU geforderte A39 dafür sorgen werde, dass sich billige Gewerbeansiedlungen
nach Süden hinaus entwickeln werden. Das müsse bei der heutigen Diskussion
bereits berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund werde man irgendwann in
der Situation sein, der Kommunalaufsicht nachweisen zu müssen, warum man die
Hebesätze nicht erhöhe. Dafür bedürfe es einer qualifizierteren Diskussion, als
einfach nur zu sagen, man werde den Vorschlag auch künftig immer wieder
ablehnen. Damit hätte man vor der Kommunalaufsicht keinen Bestand, daher rege
er an, dass der Rat mit seiner breiten Wirtschaftskompetenz sich dieses Themas
im Wirtschaftsausschuss annehme, es dort ergebnisoffen diskutiere und die dann
gefundene Lösung mit einem Ratsbeschluss untermauere. Ratsherr
REINECKE macht
geltend, dass Herr Riechey den psychologischen Effekt vergesse, da er nicht aus
der Wirtschaft stamme. Es gebe auch eine so genannte gefühlte Steuerlast, diese
sei ganz entscheidend im Wettbewerb. Ziehe man die Bilanz zwischen den im Falle
einer Erhöhung von zehn Punkten möglicherweise übrig bleibenden 110.000 Euro und
dem gegenzurechnenden langfristigen Effekt, den eine solche Entscheidung nach
sich ziehen würde, käme unter dem Strich sehr viel weniger dabei heraus. Es
spreche nichts dagegen, dieses Thema grundsätzlich immer mal wieder im
Wirtschaftsausschuss anzusprechen um sich die Vergleiche mit dem Umland vor
Augen zu führen. Wenn Herr Riechey aber Politik gegen die erklärte Weisheit der
Wirtschaftsteilnehmer mache, komme man kein Stück weiter. Allein durch die hier
geäußerte Ankündigung von Erhöhungen würden möglicherweise Unternehmen
zurückgeschreckt, er rate dringend davon ab, in dieser Richtung weiter zu
machen. Ratsherr
KROLL gibt zu
bedenken, dass diese Frage nur jemand beantworten könne, der selbst Unternehmer
sei. Man könne nicht von außen ein Unternehmen ansehen und beurteilen, welchen
Standort es wähle und wie lange es in einer Ortschaft bleibe. In letzter Zeit
habe man in Deutschland immer wieder erlebt, dass Firmen wie Siemens, Henkel,
Nokia und BMW unter dem hohen Kostendruck litten und infolge dessen zuerst ihre
Leute entließen. Alle Kosten einer Firma spielten für die Standortauswahl eine
große Rolle. Man sollte in Lüneburg bei der bisherigen erfolgreichen Politik
bleiben und nicht auf die Vorschläge von Herrn Riechey eingehen. Ratsherr
MEIHSIES verweist
darauf, dass den Ratsmitgliedern das Genehmigungsschreiben der
Kommunalaufsichtsbehörde zur Haushaltssatzung vorgelegt worden sei. Darin werde
gefordert, dass man sich mit den bestehenden Sätzen der Grundsteuer A und der
Gewerbesteuer intensiv auseinander setzen müsse. Um diese politische Diskussion
werde sich niemand herumdrücken können, es müsse eine Entscheidung getroffen
werden. Man werde gegenüber der Kommunalaufsicht deutlich machen müssen, warum
man keine weiteren Erhöhungen wolle, wenn man zu einer solchen Entscheidung
komme. Viele weitere Fragen seien aufgeworfen worden, als Rat sei man
aufgefordert, sich zu den elf Anmerkungen Gedanken zu machen, die die
Kommunalaufsicht der Stadt in das Stammbuch geschrieben habe. Oberbürgermeister
MÄDGE will sich
unter dem Punkt „Informationen der Verwaltung“ dazu äußern. Beschluss: Der Rat
der Hansestadt Lüneburg nimmt den wesentlichen Inhalt des Prüfberichtes zur
Kenntnis. (11,
04) |
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