Bürgerinformationssystem
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Beratungsinhalt: Ratsherr
HAGELS berichtet,
dass die Bürgerinitiative „Blauer Himmel über der Ilmenau“ in
unterschiedlichsten Veranstaltungen auf die Probleme hingewiesen habe, die sich
aus dem Bau der geplanten Anlage ergäben. Die Gemeinden Melbeck und Embsen
hätten mit Veränderungssperren reagiert und leiteten die Änderung der
Bebauungspläne ein. Die Resolution sei notwendig, da die Lüneburger Bürger
nicht nur in den südlichen Stadtteilen von den Auswirkungen und Belastungen
betroffen sein würden. Neben der unmittelbaren Belastung der Luft wäre eine
erhebliche Zunahme des Lastverkehrs mit den sich daraus ergebenden
Umweltbeeinträchtigungen für Mensch und Tier die Folge. Dies entspreche seinen
Erfahrungen aus der Grafschaft Bad Bentheim, wo man festgestellt habe, dass der
eigene Müll zur Beschickung der dortigen Verbrennungsanlage nicht ausreiche und
man gezwungen sei, weiteren Müll überregional heranzuführen. Der einschlägigen
Berichterstattung sei zu entnehmen, dass die USA die Bioethanolproduktion für
Treibstoff verdoppeln wolle. Effizient sei dafür die Verwendung
zellulosehaltiger Biomasse, also aus Pflanzenresten, die nicht der menschlichen
Ernährung dienten. Angesichts der Gesamtumstände bei der Erzeugung von
Bioethanol stelle sich die Frage, ob dieses Produkt das Wort „Bio“ überhaupt
führen dürfe. Offenbar liege der Energiebedarf zur Herstellung um ein
wesentliches höher, als das Endergebnis letztlich erbringe. Man müsse dabei die
gesamte Herstellungskette des Gesamtproduktes bis zum Vertrieb ebenso beachten
wie die Umnutzung von Anbauflächen, die eigentlich der Ernährung dienen
sollten. Die offensichtliche Verknappung der Anbauflächen für Getreide hätten
in jüngster Zeit bereits zu einer Verteuerung von Getreideprodukten geführt,
zumindest sei die Erhöhung der Preise damit begründet worden. Er persönlich finde
es ethisch nicht vertretbar, Nahrungsmittel auf dem Energiesektor einzusetzen,
solange es noch Menschen gebe, die den Hungertod erleiden müssen. Bürgermeister
DR. SCHARF
bedauert, dass nicht immer sachliche Informationen verbreitet worden seien,
seit man vor etwa zwei Jahren mit der Diskussion über die geplante Anlage
begonnen habe. Dies habe dazu geführt, dass Ängste in der Bevölkerung geschürt
worden seien. Geplant seien mit dem Heizkraftwerk in Melbeck und der Bioethanolanlage
in Embsen zwei Industriebetriebe. Als Kommunalpolitiker habe man
selbstverständlich die Aufgabe, die Sorgen und Ängste der Bevölkerung
aufzunehmen. Zur Technik sei anzumerken, dass verschiedene Pflanzen eine Art
kleine Sonnenkraftwerke seien, die Zuckerrübe beispielsweise produziere Zucker,
der den Ausgangsstoff zur Herstellung von Bioethanol bilde. Die Erzeugung von
Bioethanol als Treibstoff sei von der jetzigen, wie auch von der vorhergehenden
Bundesregierung ausdrücklich gewollt. Bei der Verbrennung von
Bioethanolkraftstoff werde nicht mehr CO2 freigesetzt , als die
Zuckerrübe zuvor aus der Umwelt entnommen habe. Das Problem bestehe darin, dass
man für den Destillationsprozess sehr viel Energie brauche. Dieser hohe
Energiebedarf solle in Melbeck durch ein Müllverbrennungswerk gedeckt werden.
Dies bedeute eine enorme Erhöhung des Transportverkehrs. Bei der Verflüssigung
des Dampfes werde zudem eine große Menge an Kühlwasser benötigt, dabei sei man
auf die Entnahme von Grundwasser angewiesen, da es ein größeres Gewässer in der
Nähe nicht gebe. Die Samtgemeinde Ilmenau möchte auf den brachliegenden
Industrieflächen natürlich Betriebe ansiedeln, um Arbeitsplätze zu schaffen.
Bioethanolerzeugung sei dabei durchaus allgemein gewollt, der Standort
Melbeck/Embsen sei für eine solche kombinierte Anlage jedoch schlicht und
einfach nicht geeignet, da er zwischen Wohngebieten in Embsen und Melbeck sowie
Häcklingen und Oedeme liege. Ratsherr
RIECHEY bedauert
die lange Debatte in Fällen wie diesem, in denen doch eine einhellige Meinung
vorherrsche. Er fasse sich daher selbst kurz, selbstverständlich sei seine
Fraktion ebenfalls gegen die geplante Anlage in dieser Form und an diesem
Standort. Beigeordneter
LÖB steht ebenfalls
hinter der Resolution. Anlass zur Diskussion gäben jedoch die Begründungen des
Antrages seitens der Gruppe SPD/CDU. Man dürfe die Flächenkonkurrenz bei der
Frage der nachwachsenden Rohstoffe nicht zum Problem machen, da man ohne sie
die Energieprobleme in Deutschland ohne weitergehende Abhängigkeit von den
Ölstaaten nicht werde lösen können. Daher müsse man diese Konkurrenz dulden,
dies könne vielleicht dazu führen, dass Landwirte für ihre Produkte endlich
gerechtere Preise bekämen. Seine Fraktion wolle durchaus, dass nachwachsende
Rohstoffe verwendet werden, das Problem sei, dass im vorliegenden Fall Müll als
Brennstoff verwendet werden solle. Bioethanol habe bekanntlich eine sehr viel
schlechtere Ökobilanz als Benzin. Denkbar sei an diesem Standort die Produktion
von Biogas, welches aber direkt in die Gasleitungen eingespeist werden müsse.
Biogas käme als Treibstoff zu einer sehr viel besseren Nutzungsrate als Benzin.
Er fordere die Verwaltung auf, die Bürgerinnen und Bürger in Lüneburg noch
einmal ganz deutlich darüber aufzuklären, was in der Samtgemeinde Ilmenau
geschehen solle und eine ganz klare Position - auch im Namen des Rates - gegen
die geplante Anlage zu beziehen. Beigeordnete
SCHELLMANN ist der
Meinung, dass alternative Energien durch nachwachsende Rohstoffe ebenso wie
Ersatzbrennstoffe von allen Parteien auf Bundesebene befürwortet worden seien.
Daher sei es schwierig zu sagen, dass man etwas zwar grundsätzlich wolle, aber
nicht vor der eigenen Tür. In der Presse sei zu lesen, dass Bioethanolanlagen
aufgrund der hohen Getreidepreise vielfach heruntergefahren worden seien. Wenn
sich der Betrieb mit nachwachsenden Rohstoffen nicht mehr rentiere, bleibe nur
der Rückgriff auf Ersatzbrennstoffe, also klar gesagt auf ausgewählten Müll. Da
auch dieser in der Umgebung nicht ausreiche, müsse weiterer herantransportiert
werden. Letztlich habe man damit eine Müllverbrennungsanlage vor Ort. Den
Anliegern sei noch die Situation der Firma Norsk Hydro bekannt, die zuvor an
diesem Standort schädliche Abgase erzeugt und die Umwelt dort schwer geschädigt
habe. Es seien große Zweifel angebracht, ob der südwestliche Stadtrand der
richtige Standort für die geplante Anlage sei, da gerade dieser in der
vorherrschenden Windrichtung liege. Bedenklich sei auch, dass die Standards der
Bundesimmissionsschutzverordnung für Filteranlagen drastisch herabgesetzt
worden seien, um möglichst schnell derartige Anlagen zu bauen. Darauf könne man
sich keinesfalls einlassen, hier müsse man die Bundesregierung auffordern,
diese Beschleunigungsnovelle wieder abzuschaffen. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg beschließt einstimmig die beantragte Resolution. (01) |
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