Bürgerinformationssystem
Beratungsinhalt: Beigeordneter
BLANCK betont, dass
die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einer der dringlichsten Aufgaben
gehöre, die nicht erst in der Zukunft, sondern bereits heute gelöst werden müssten.
Es seien erfolgreiche Strategien nötig, um qualifiziertes und engagiertes
Personal zu gewinnen und an die Stadtverwaltung zu binden. Dafür sei eine
familienbewusste Personalpolitik ein Schlüsselfaktor. Das Audit ermögliche
maßgeschneiderte Lösungen, von denen Mitarbeiter und Management gleichermaßen
profitierten. Primär gehe es bei diesem Prozess um wirtschaftliche Aspekte. Der
Antrag solle nicht in Zweifel ziehen, dass die Stadt bereits ein
familienfreundlicher Arbeitgeber sei, vielmehr gehe es darum, zu sehen, was man
noch besser machen könne. Jemand von außerhalb könne aufzeigen, wie man noch
bessere Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen könne.
Dadurch würden sich die Bedingungen der Arbeitnehmer verbessern und am Ende auch
eine bessere Wirtschaftlichkeit für die Stadt Lüneburg herauskommen. Das Audit
der gemeinnützigen Hertie-Stiftung sei in Deutschland bisher rund vierhundert
mal sowohl in privaten Unternehmen als auch in Verwaltungen durchgeführt
worden. Die Stadt habe durch eine Teilnahme eine Vorbildfunktion gegenüber den
Privaten, sie sende ein Signal an die Unternehmen in der Region, dass eine
Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Interesse der
Wirtschaft in der Region dringend notwendig sei. Beigeordnete
BAUMGARTEN macht
deutlich, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Möglichkeiten für Familie und
Beruf in der Vergangenheit und auch künftig unterstützt würden. Jede dazu
dienende interne betriebliche Möglichkeit sollte umgesetzt werden. Ein
familienfreundlicher Arbeitgeber werde man aber nicht erst durch eine
Zertifizierung, sondern durch die Maßnahmen, die durchgeführt würden. Die
Stellungnahme der Verwaltung zeige, dass bereits weitreichende Maßnahmen wie
Teilzeitbeschäftigung nach den Wünschen der Familie, Sonderurlaub,
Freistellungen und viele andere bereits realisiert würden. Die Verwaltung habe
die Notwendigkeit einer familienbewussten Personalpolitik zur Bindung
qualifizierter Arbeitskräfte bereits frühzeitig erkannt und umgesetzt. Das
alles habe sie schon jetzt ohne eine Auditierung geschafft. Leider enthalte der
vorliegende Antrag nichts über den finanziellen und personellen Aufwand, denn
die Auditierung sei nicht umsonst. Sie selbst habe in Osnabrück nachgefragt und
erfahren, dass man dort erst einmal zehntausend Euro habe zahlen müssen, bevor
das Projekt überhaupt begonnen habe. Es seien dann Workshops eingerichtet
worden, in denen die bisher getroffenen Maßnahmen untersucht worden seien.
Daraufhin habe man ein Grundzertifikat erhalten. Nach drei Jahren fände eine
Überprüfung statt, aufgrund derer erst das Zertifikat als familienfreundlicher
Arbeitgeber erteilt würde, sofern alle Maßnahmen auch umgesetzt würden. Sie
plädiere dafür, den bisher eingeschlagenen Weg beizubehalten und selbst die
Umsetzung in Lüneburg im Auge zu behalten. Ratsfrau
DR. PAHNKE
erläutert, dass ein Audit Teil eines Qualitätsmanagementprozesses sei, der
initiiert werde, wenn Prozesse grundlegend verändert werden müssten. Das Audit
selbst diene nur der Außendarstellung. Die Stadt sei Mitglied im lokalen
Bündnis für Familie und stelle sich mit ihren Maßnahmen auf der Internetseite (www.familie.lueneburg.de) dar,
diese Homepage für Familien erreichten auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
die mit dem Gedanken spielten, nach Lüneburg zu kommen. Man solle bei der
weiteren Förderung lieber in Projekte wie die Qualitätssicherung der Kitas und
in andere Bildungseinrichtungen investieren. Beigeordnete
SCHELLMANN stellt
sich angesichts des Antrages die Frage, was man eigentlich in den letzten
fünfzehn Jahren gemacht habe. Es seien vor allem der Rat und die
Gleichstellungsbeauftragte gewesen, die zum jetzigen Stand beigetragen hätten.
Das Ziel sei richtig und erkannt, die Prozesse seien eingeleitet worden. Der
Antrag ziele nur auf einen Imagegewinn ab, den man nicht nötig habe. Die
Auditierung sei ein bürokratischer Wasserkopf, der viel Geld koste. Es sei
besser, sich zu überlegen, wo man stehe und wo noch Korrekturen anzubringen
seien, dafür brauche man keine Auditierung von außen. Stadtkämmerer
SAUER ergänzt, dass
der Auditierungsprozess ein gutes Instrument sei zur Bedarfserkennung. Dies sei
in Lüneburg bereits vorhanden. Im Wirtschaftsausschuss habe der Verein Frauen
und Wirtschaft sehr ausführlich vorgetragen, welches Denken und Handeln
sinnvoll und notwendig sei, um Familienfreundlichkeit in eine Verwaltung oder
einen Betrieb hineinzubringen. Hier habe man reflektieren können, welche
Komponenten bereits erfüllt seien. Bei der Auditierung müsse man neben den
Grundkosten von künftig elftausend Euro auch bewerten, welche zusätzlichen
Kosten durch den Verwaltungsaufwand entstünden. Der Landkreis Osnabrück habe in
einer überschlägigen Berechnung zusätzlich etwa fünftausend Euro dafür ermittelt.
Er halte fünfzehntausend Euro in Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter für eine
sehr sinnvolle Investition, davon hätte der Mitarbeiter einen unmittelbaren
Nutzen. Dieser unmittelbare Nutzen sei motivationsfördernder als ein Zertifikat
für die Stadtverwaltung. Zertifizierung als Marketinginstrument halte er für
das Unternehmen Stadt Lüneburg nicht für notwendig, dies zeige sich in der
positiven Resonanz bei Bewerbungen auf Stellenausschreibungen. Ratsherr
MEIHSIES stellt
fest, dass es weder von Seiten der Verwaltung noch von den anderen Fraktionen
Unterstützung für den Antrag gebe. Er fände es daher ehrlicher, heute zu sagen,
dass man eine Zertifizierung nicht wolle, anstatt das Thema zur weiteren
Diskussion in einen Ausschuss zu überweisen. Beschluss: Der
Rat der Stadt Lüneburg beschließt mehrheitlich bei 1 Enthaltung, den Antrag zur
weiteren Beratung in den Ausschuss für Personalangelegenheiten und
Verwaltungsreform zu überweisen. (111) |
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